Ratingen: Jahr des Wandels

Mit guten Besucherzahlen und einem größeren Leitungsteam im Rücken will sich das Industriemuseum runderneuern.

Ratingen. Ein gutes Jahr liegt hinter dem Industriemuseum - und ein noch besseres soll nun folgen. Museumsleiterin Claudia Gottfried hat allen Grund optimistisch zu sein. Die Besucherzahlen im vergangenen Jahr waren auf hohem Niveau konstant, das Führungsteam ist komplett und ab Februar wird das ganze Museum von Grund auf umgekrempelt - und erweitert.

Eigentlich wollte das Industriemuseum schon im vergangenen Jahr in den zweiten Flügel des Herrenhauses einziehen, doch das Vorhaben entpuppte sich als kompliziert. "An dem Bau hatten sich einige Schäden gezeigt", erklärt Gottfried.

Ein Treppenhaus hatte sich abgesenkt, das Fundament war dort unterspült, das hat die Fassade beschädigt - und auch die Regentraufen müssen erneuert werden. Insgesamt gibt der Landschaftsverband Rheinland allein eine hohe sechsstellige Summe aus, um das Herrenhaus für das Industriemuseum vorzubereiten. 150 Quadratmeter neuer Ausstellungsfläche entstehen über dem Café, dazu etwas mehr Platz für die Verwaltung und Räume für die Museumspädagogik.

Parallel wird auch die Dauerausstellung überarbeitet. "Wir wollen die Familie Brügelmann mehr in den Mittelpunkt rücken", erklärt die Leiterin. Damit wird der wirtschaftshistorische Ansatz des Museums hin zu einem eher biographischen verschoben. "Wir versetzen die Räume im Herrenhaus in ihren ursprünglichen Zustand zurück, machen Speisezimmer, Küche und Schlafzimmer wieder zugänglich."

Auch die bestehende Dauerausstellung soll aufpoliert werden, was die Besucher bisher nicht auf Anhieb verstanden haben, will Claudia Gottfried künftig noch anschaulicher gestalten. Auch ein neuer Katalog ist in Arbeit und Audio-Guides, mit deren Hilfe sich Besucher akustisch führen lassen können.

Dass in so großem Stil umgebaut wird, liegt vielleicht auch an dem großen Interesse an dem Museum. Im vergangenen Jahr kamen 30200 Besucher nach Cromford. Das sind zwar etwa 2000 weniger als noch 2007, doch an dem Rekordjahr will sich Gottfried auch nicht messen.

Sie freut sich über die kräftig gestiegene Zahl an Einzelbesuchern und privaten Gruppen. Was sie dagegen nachdenklich macht, sind die Schulklassen, die immer seltener ins Haus kommen. Für die Chefin ist klar, woran das liegt: Seit die Oberstufe von neun auf acht Jahre gedrückt wurde, haben die Lehrer kaum noch Freiraum für Exkursionen. "Das ist eine bildungspolitische Katstrophe, zumal wir als außerschulischer Lernort gegründet wurden und uns auch so verstehen", findet Claudia Gottfried.

Was sie tröstet, ist die gute Resonanz auf die Sonderveranstaltungen des Museums, etwa das Kinderfest, Picknick im Park oder die lange Nacht der Museen. Und auch die fachliche Unterstützung, die sie neuerdings hat (siehe Kasten). Feiern wird das Industriemuseum seinen Wandel voraussichtlich im kommenden Frühjahr. Dann sollen der Umbau und die neue Ausstellung fertig sein.

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