Ratingen: Jagd- Zum Abschuss freigegeben

Spaziergänger werden am Grünen See durch Schüsse irritiert. Kanada- und Nilgänse werden wegen ihrer starken Vermehrung und verursachten Schäden bis Januar bejagt.

Ratingen. Normalerweise dreht Jörg Heimen ganz entspannt seine Runden um den Grünen See. Besonders gern läuft er am späten Nachmittag, um den Stress der Arbeit abzuschütteln. Doch derzeit macht ihm das Laufen selbst Stress - von Entspannung keine Rede.

Denn auf seinen Wegen durch den Erholungspark zuckt er neuerdings öfter zusammen, wenn Gewehrsalven in den Himmel krachen: Am Grünen See werden wieder Gänse gejagt. Passanten beobachten die Jagdeinsätze mit gemischten Gefühlen. Heimen hat sich entschlossen, in nächster Zeit mit seinem fünfjährigen Sohn keine Spaziergänge mehr am Grünen See zu unternehmen. "Das muss nicht sein mit der Knallerei."

Der Abschuss müsse sein, sagt Theo Leuchten, Reitstallbesitzer und Eigentümer des Gutes Volkardey am Grünen See. "Gegen eine überschaubare Population ist nichts einzuwenden." Doch die Kanada- und Nilgänse hätten sich so stark vermehrt, dass sie zu einer Belastung werden. So verursachen die großen Vögel, die keine natürlichen Feinde haben, auf den umliegenden Feldern erhebliche Fraßschäden an Winterraps und Getreide.

Besonders betroffen seien aber die Weiden, die von den Gänsen bis auf die Wurzeln niedergefressen werden. Dazu komme die erhebliche Verschmutzung der Pferdeweiden durch den Kot der Gänse. "Wir können da kein Heu mehr machen." Und für die Pferde werde der Kot mittlerweile zu einer "gesundheitlichen Bedrohung".

Vor zehn Jahren noch seien die Gänse sehr scheu gewesen und im Herbst weggezogen. Inzwischen seien sie Standwild geworden und haben sich stark vermehrt. Weil die beiden Gänsearten auch ausgesprochen aggressiv seien, bekämen sie jedes Junge aufgezogen. Leuchten: "Wir sprechen nicht von 50 oder 100 Tieren, sondern von Hunderten."

Bis Mitte Januar dürfen die Gänse am Grünen See bejagt werden. "Wir jagen höchstens einmal pro Woche, sonst vertreibt man die Tiere völlig", sagt Hanno Paas, der mit anderen Ratinger Jägern das Gelände für die Jagd gepachtet hat. Und nicht jedesmal, wenn sie auf Pirsch gehen, haben sie auch Erfolg. "Manchmal sind die Tiere gar nicht da, sondern auf die andere Rheinseite geflogen."

Gejagt werde vor allem am späten Nachmittag bei einsetzender Dämmerung - aber nie an Wochenenden, weil man die Besucher im Erholungspark nicht stören will. An welcher Stelle die Jäger auf die Pirsch gehen, legen sie selbst fest. Paas: "Natürlich müssen wir zuerst schauen, ob überhaupt Gänse da sind." Die Tiere seien wegen ihrer Klugheit generell schwer zu jagen. So hätten in der vergangenen Woche zehn Jäger gerade einmal vier Gänse erlegt. Die Gesamtabschusszahl muss am Ende der Jagdzeit der Behörde gemeldet werden.

Dass die heimisch gewordenen Graugänse an manchen Stellen zu einer Belastung geworden sind, weiß man auch an der Biologischen Station "Haus Bürgel" der Unteren Landschaftsbehörde. Die Alternativen zu Jagd seien aber sehr begrenzt. "Man kann die Tiere aufscheuchen und vergrämen, was das Problem aber nur verlagert", sagt Mitarbeiterin Elke Löpke. Und die Eier aufzusammeln sei sehr zeit- und personalintensiv.

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