Ratingen: Interview - „Der Bildungsauftrag reizt mich“

Gabriele Zaremba ist die neue Leiterin der Volkshochschule Ratingen.

Ratingen. Mit 14 Jahren hat Gabriele Zaremba ihren ersten VHS-Kurs belegt - und Französisch gepaukt. Acht Jahre lang unterrichtete sie später selbst, jetzt hat die 45-Jährige, die Leitung der Volkshochschule Ratingen übernommen. Die WZ sprach mit ihr über ihre Pläne und die Zukunft der VHS.

Zaremba: Zunächst mal muss ich mich in viele Themen eindenken, muss Einblick bekommen, wo wir stehen und was die Aufgaben sind. Ich schaue mir die Programmentwicklung über die Jahre an und führe Gespräche. Leider sind noch Ferien und viele Gesprächspartner nicht verfügbar. Deshalb wälze ich vor allem Akten.

WZ: Ist jetzt schon klar, welche großen Baustellen es in der VHS gibt?

Zaremba: Ganz große sehe ich nicht. Das operative Geschäft ist auch in der Zeit ohne Leitung sehr gut weiter gelaufen. Was dabei vielleicht zu kurz kam, war der Blick aufs Ganze. Den wünschen sich jetzt alle, deshalb werden wir uns bald das Gesamtbild ansehen.

WZ: Das hat ja vor zwei Jahren auch schon eine Unternehmensberatung getan. Kennen Sie die Ergebnisse?

Zaremba: Ja. Wir werden im Team alles, was in dieser Organisations-Untersuchung festgestellt wurde, prüfen und schauen, wie wir an unserem Profil arbeiten können. Die Fragen sind: Ist das Angebot noch das, was wir benötigen? Gibt es neue Bedarfe? Neue Zielgruppen? Was hat sich am Arbeitsmarkt getan? Ich denke da zum Beispiel an das neue Instrument der Bildungs-Checks.

WZ: Wird die VHS also noch mehr zum Spezialdienstleister?

Zaremba: Nein, das sicher nicht. Wir stehen zwar im Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und dem Anspruch an ein hochwertiges, vielfältiges Programm. Für mich stehen aber die Inhalte im Vordergrund. Schließlich haben wir auch einen Bildungsauftrag - und der reizt mich besonders an der Aufgabe.

WZ: Also andersherum: Die Volkshochschule bleibt ein Gemischtwarenladen?

Zaremba: So würde ich das nicht nennen. Aber die Vielfalt ist ja schon im Bildungsauftrag festgelegt. Und wir werden nicht nur das machen, wo gerade hoher Bedarf gemeldet wird. Wir werden sicher auch unser Angebot im gesellschaftlichen und kulturellen Bereich pflegen. Wir wollen ja, dass ein Dialog in der Gesellschaft entsteht. Da kann man nicht nur auf Teilnehmerzahlen schauen.

WZ: Was heißt das konkret?

Zaremba: Wir bieten viele Einzelveranstaltungen an, wo es etwa um Philosophie, Erziehung oder Religion geht. Eben Dinge, die über das Alltägliche hinaus gehen. Das ist auch ein Grundbedürfnis des Menschen, weil er sich darüber weiter entwickelt. Und wenn dann einmal 40 Teilnehmer dabei sind, und einmal nur vier, ist das in Ordnung.

WZ: Die Unternehmensberater hatten höhere Kursgebühren empfohlen. Denken Sie auch darüber nach?

Zaremba: Das gehört sicherlich ins Blickfeld. Da ist aber noch nichts konkret.

WZ: Kriegen Sie denn schon Budgetdruck zu spüren?

Zaremba: Nein, bisher sehe ich gute Gestaltungsspielräume. Es ist aber noch zu früh für solche Aussagen.

WZ: Sie sprechen häufig von "wir"...

Zaremba: Ja, ich will alles gemeinsam mit dem Team anpacken. Die Menschen arbeiten dann gerne, wenn sie die Ziele mit entwickelt haben. Außerdem sind hier alle sehr engagiert und verantwortungsbewusst am Werk. Das hat mich beeindruckt, als ich hierher kam. Die Selbstständigkeit der Fachbereichsleiter und der Verwaltungsangestellten finde ich sehr positiv.

WZ: Hier wurde bisher gute Arbeit geleistet. Was steht also als nächstes an?

Zaremba: Wir haben derzeit eine Zertifizierung vor der Brust, und zwar das Qualitätsmanagement nach ISO 9001. Dabei werden alle Prozesse standardisiert und dokumentiert - damit nichts zufällig oder willkürlich passiert. Zum Beispiel, wie verfahren wird, wenn Beschwerden eingehen. Das Gute daran ist: Ich muss überall mit reinschauen - und lerne die VHS gründlich kennen.

WZ: Und sind Sie dabei auch mal auf Kurse gestoßen, die Sie gern belegen würden?

Zaremba: Oh ja, auf viele! Am liebsten würde ich aber mein Russisch intensivieren.

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