Ratingen: Fuhrpark - Streit um Erdgasfahrzeuge

Die Stadt behauptet, eine Umrüstung auf Erdgas sei aus wirtschaftlicher Sicht nicht sinnvoll.

Ratingen. Ständig steigende Spritpreise, dazu die Diskussionen über Umweltschutz - seit Jahren wird nach Alternativen zu Benzin und Diesel gesucht. Eine dieser Alternativen sollten Autos mit Erdgasantrieb sein, unter anderem haben die Ratinger Stadtwerke ihren Fuhrpark auf Erdgasautos umgestellt. Im Frühjahr diesen Jahres beantragten daher die Ratinger Grünen und der Linke, dass auch die Stadtverwaltung ihren Fuhrpark auf Erdgas umrüsten und dazu eine entsprechende Vorlage erstellen soll.

Nun ist diese Vorlage fertig. Und sie kommt zu einem durchaus überraschenden Ergebnis: Erdgasfahrzeuge seien teurer als Benzin- oder Dieselfahrzeuge und auch nicht umweltfreundlicher. "Ich war auch geplättet, als ich das gelesen habe", sagt der zuständige Dezernent Dirk Tratzig.

Autos mit Erdgasantrieb würden sich nur dann lohnen, wenn die Fahrzeuge auch eine hohe Laufleistung hätten. Da die Fahrzeuge aus dem städtischen Fuhrpark nur im Stadtgebiet eingesetzt würden, kämen sie erst gar nicht auf so eine hohe Kilometerzahl.

Gegenwind erhält die Verwaltung nicht nur vom Ratinger Linken Manfred Evers, sondern auch von der Energieagentur NRW und von den Ratinger Stadtwerken. "Wir kommen da zu einem völlig anderen Ergebnis", sagt Uwe Behrendt, Marketingchef der Stadtwerke.

Er kenne zwar die genauen Zahlen nicht, mit der die Verwaltung die Vorlage berechnet hat, aber er ist sich sicher, dass Erdgasautos nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch ökologisch sinnvoller sind. "Die Mehrkosten bei der Anschaffung eines Fahrzeugs amortisieren sich nach etwa 35000 Kilometern", erklärt Behrendt. Dies sei im Normalfall nach etwa zwei bis drei Jahren der Fall.

Die Verwaltung geht in ihren Berechnungen von einer Lebensdauer von zehn Jahren für ein Fahrzeug aus. "Ich unterstelle jetzt einfach mal, dass diese Fahrzeuge mehr als 4000 Kilometer im Jahr fahren, und damit würden sich die Mehrkosten schon wieder rechnen", so Behrendt.

Auch in Sachen Umweltschutz verweist er auf eine bessere Bilanz. Erdgasautos würden nahezu keine Rußpartikel und Schwefel ausstoßen, und auch die Emission von CO2 sei um bis zu 25 Prozent geringer. Dazu fahren Erdgasautos wegen der "weicheren" Verbrennung leiser als andere Autos.

Dem wiederum widerspricht Dirk Tratzig. Die Verwaltung habe sich bei der Erstellung der Vorlage von Experten von Greenpeace beraten lassen, und auch die ADAC-Technikabteilung sowie das Wuppertaler Institut für Klimaforschung seien zu dem Schluss gekommen, dass Erdgasautos weder wirtschaftlicher noch umweltfreundlicher seien.

"Völliger Kokolores", sagt Hermann Pöhling von den Grünen. "Die wollen das einfach nicht." Die Argumente der Verwaltung seien an den Haaren herbeigezogen. Ähnlich sieht das auch Manfred Evers, der die Vorlage als "Zumutung" bezeichnet. Es sei nicht klar, auf welchen Grundlagen die Berechnungen gemacht worden sind, außerdem entsprächen die Aussagen nicht dem aktuellen Stand von 2008.

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