Ratingen: Fritz Rau plaudert aus dem Nähkästchen

Ratingen. Als krönenden Abschluss des "Voices"-Festival gab es einen Blick hinter die Kulissen: Der legendäre Konzertveranstalter Fritz Rau las im Medienzentrum aus seiner Autobiografie "50 Jahre Backstage".

In seinen 50 Berufsjahren hat er die Rock- und Popszene in Deutschland mit geprägt wie kaum ein anderer. Den begeisterten Applaus quittierte der 80-Jährige mit entwaffnender Bescheidenheit: "Ich bin kein Star, ich habe bloß Stars präsentiert!"

Gut gelaunt und pointiert erzählte Rau seine Geschichte - von den Anfängen als Student, der vom Jazz begeistert feststellen muss, dass er nicht zum Musiker taugt und es daher "nur" zum Manager bringt. "Ich war damals mit Sicherheit der schlechteste Jazz-Bassist in ganz Deutschland", verriet er augenzwinkernd.

Auch sonst war seine Erinnerung ungetrübt von allen Eitelkeiten. Während sein späterer Kompagnon Horst Lippmann von den Nazis als "Swing-Heini" verfolgt und verprügelt wurde, war Rau noch überzeugter Hitlerjunge, der erst nach 1945 bekehrt wurde - durch Jazz und Blues! "Diese Musik hat mich nachhaltig entnazifiziert. Wer Louis Armstrong liebt, kann keine Neger hassen, wer Benny Goodmann liebt, kann keine Juden hassen", erklärte er unter tosendem Beifall.

So präsentierte er sich glaubhaft als durch und durch politischer "Überzeugungstäter", der mit seinen Konzerten immer auch zu Frieden, Toleranz und Völkerverständigung beitragen wollte. In einer mitreißend süffisanten Sprache ließ Rau seine Zuhörer teilhaben an allen Höhen und Tiefen seiner Karriere.

Die Lesepausen überbrückte thematisch passend Gitarrist Jürgen Schwab. Rau: "Man kann viel über Musik reden, aber die Essenz ist doch Live-Musik!"

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