Ratingen: Feuerwehr im Dauereinsatz

Mehrere Kleinbrände und 53 Rettungseinsätze hielten die Wehren in der Silvesternacht auf Trab. Oft waren Alkohol und Leichtsinn im Spiel. Ein 20-Jähriger hat einen Unfall nur knapp überlebt.

Ratingen. Fast alle Feuerwehrleute, die in Ratingen beruflich oder freiwillig Dienst tun, haben eine strapaziöse Nacht hinter sich. "Wir waren überrascht wegen der Zahl der Brände", fasste Feuerwehrsprecher Jan Neumann das Geschehen zusammen: Allein acht Brände sind wahrscheinlich auf fahrlässigen Umgang mit Feuerwerk zurückzuführen. Sechs Freiwillige Feuerwehren und die Berufsfeuerwehr waren zum Teil an mehreren Stellen im Stadtgebiet gleichzeitig im Einsatz.

In beinahe allen Fällen konnten die Einsatzkräfte Schlimmeres verhindern. Bei einem 20-jährigen Mettmanner konnten sie allerdings nur knapp das Leben retten. Der Jugendliche war auf den Bahndamm an der Raiffeisenstraße geklettert und dort von einer S-Bahn überrollt worden. Dabei wurde ihm das rechte Bein abgetrennt, das andere Bein und ein Arm wurden zerschmettert.

"Es war wie ein Wunder, dass er noch gelebt hat", erinnert sich Jan Neumann. In klirrender Kälte wurde er vor Ort notversorgt und dann in einer dramatischen Aktion über die acht Meter hohe, steile Böschung geborgen und in eine Duisburger Klinik gebracht. Das abgetrennte Bein wurde wenig später gefunden und zum Replantationsversuch hinterher geschickt. Wie es dem Verletzten inzwischen geht, war Donnerstag nicht mehr zu erfahren.

Die Ratinger Polizei spricht derweil von einer ruhigen Silvesternacht. "Wir hatten nur die üblichen, kleinen Einsätze", fasste Dienstgruppenleiter Axel Bammesberger zusammen. Das Einsatzprotokoll der Feuerwehr ist indes lang und beginnt schon am Mittag. Ein Auszug:

13.00 Uhr, Brandenburger Straße: Ein Altkleidercontainer brennt. Die Berufsfeuerwehr muss ihn aufschneiden, um löschen zu können.

Etwa 15 Uhr, Lintorf, Karl-Loewe-Straße: Eine Hecke steht in Flammen, wahrscheinlich durch Feuerwerkskörper. Als der Löschzug eintrifft, brennen bereits 15 Meter lichterloh, ein Haus ist in Gefahr. Die Feuerwehr kann rechtzeitig löschen, die Polizei ermittelt später sogar die Brandstifter.

18.33 Uhr, Bergiusstraße: Im sechsten Stock brennt es in einer Wohnung. Diesmal liegt es an einem defekten Trockner. Unter Atemschutz löscht die Feuerwehr den Brand, entraucht die Räume.

20.09 Uhr, Breitscheid, An der Pönt: Eine Brandmeldeanlage schlägt an. Kurz nachdem die Wehren ausgerückt sind, wird klar: Schuld ist bloß der Wasserdampf aus einer provisorischen Veranstaltungsküche. Die Feier geht weiter.

20.56 Uhr, Dieselstraße: Eine Anwohnerin meldet starken Rauch in der Nachbarschaft. Zwei Wehren rücken aus - doch schon wieder ist es, zum Glück, nur Wasserdampf, diesmal aus einer Heizungsanlage.

0.27 Uhr, Berliner Straße: Und wieder der Silvester-Klassiker: Ein Müllcontainer brennt. Für die Feuerwehr schnell gelöst.

0.30 Uhr, Breslauer Straße: Balkonbrand an der Breslauer Straße.

0.38 Uhr, Max-Planck-Straße: Noch ein Balkon brennt. "Die Leute können die Flugbahnen von Raketen oft nicht einschätzen und erwischen dann andere Balkone", erklärt Jan Neumann.

Gegen 1 Uhr, Jenaer Straße: Kaum sind die Balkone unter Kontrolle, werden alle verfügbaren Kräfte nebenan gebraucht: Im Papageienhaus brennt es gleich doppelt, im siebten und zehnten Stock. Die Lage ist chaotisch, die Flammen unten greifen bereits auf die Wohnung über. Neben der Berufswehr sind auch Einheiten aus Tiefenbroich, Mitte, Lintorf und Breitscheid ausgerückt. Sie kämpfen mit zwei Drehleitern gegen das Feuer, retten gleichzeitig zwei Bewohner mit Fluchthauben aus dem Qualm.

Gegen 2 Uhr, Holbeinstraße und August-Bagel-Straße: Noch während der Großeinsatz an der Jenaer Straße läuft, werden an zwei weiteren Orten brennende Müllcontainer gemeldet. Nun wird auch noch die Homberger Wehr alarmiert.

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