Ratingen: Diebe plündern Taubenschlag

Aus einem Kleingarten wurden am Wochenende 48 türkische Ziertauben gestohlen.

Ratingen. Für Selçuk Tunç ist am Samstag eine Welt zusammen gebrochen. Als er gegen 13.20 Uhr seinen Schrebergarten an der Lintorfer Straße betritt, ahnt er noch nichts von seinem Unglück. Er hängt seine Jacke an den Haken, zieht die Schuhe aus und geht zu den Volieren, in denen er seinen ganz persönlichen Schatz hegt: 48türkische Ziertauben. Er hat jede einzelne selbst aufgezogen. Sie sind wie seine Kinder.

Die seltsame Stille bemerkt er zuerst, dann sieht er die eingeschlagene Fensterscheibe. "Das war ein Schock für mich", sagt der 49-Jährige, der auch zwei Tage später noch fassungslos ist. Unbekannte Täter sind zwischen Freitagnachmittag und Samstagmittag in seinen Garten eingedrungen und haben die edlen Vögel gestohlen. Spuren haben sie dabei kaum hinterlassen. Das Schloss hatten sie vergeblich zu knacken versucht, dann das Glas zu dem Taubenschlag zertrümmert.

"Da waren Profis am Werk", ist sich Tunç sicher, "48 Tauben klaut man nämlich nicht einfach so." Die agilen Tiere zu fangen, sei schon ein Kunststück. "Die klemmt man sich nicht so unter den Arm", stellt auch Polizeisprecher Uli Löhe fest. Außerdem rührten die Täter das benachbarte Gehege mit Kanarienvögeln nicht an. Die zierlichen Tauben sind schlichtweg wertvoller, ihr Preis wird auf mindestens 100Euro pro Tier geschätzt.

"Ich hätte sie aber niemals verkauft, auch nicht für 1000 Euro", versichert Tunç. Die Tauben sind seine Leidenschaft, von Kindesbeinen an, "das steckt einfach im Blut." 2001 erfüllte sich der türkisch-stämmige Ratinger einen großen Wunsch und brachte 15Tiere aus der Türkei mit. Aus diesem Bestand hatte er den Schwarm der 48 gezüchtet. Jeden Tag war er im Garten, werkelte an den Volieren, ließ die Tiere fliegen, dressierte sie. Um Züchter-Ehren oder Wettkampf-Erfolge ging es ihm nicht, das Risiko, dass einer seiner Schützlinge auf fremdem Terrain von einem Habicht geschlagen werden könnte, war ihm zu groß. Nun ist seine ganze Vogel-Familie verschollen.

Eine neue soll es nicht geben. "Ich bin so traurig, ich werde nicht mehr züchten", ist er sich sicher. Die Hoffnung, seine Zöglinge einmal wieder zu sehen, hat er indes nicht ganz aufgegeben. Falls sie nicht direkt nach Belgien, Holland oder Italien gebracht wurden, könnten sie noch bei einschlägigen Märkten auftauchen. Die Vogelbörse in Köln hat er am Wochenende schon nach den gekidnappten Tieren abgesucht, weitere Umschlagplätze will er in nächster Zeit ebenso abgrasen. Obwohl es mehrere hundert Züchter in Deutschland gibt, hat er keinen Zweifel: "Ich würde meine Tauben sofort wiedererkennen."

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