Ratingen: Die Möhnen gehen an Bord

Altweiber: Die Mannschaft um „Käpt’n Birk“ kämpfte vergeblich – und hatte doch gut Lachen.

Ratingen. Nein, es war nicht Käpt’n Iglo, der am Donnerstag beherzt mit Schaumstoffbällen das schlingernde Rathausschiff gegen die anstürmenden Jeckenscharen verteidigte. Als Kapitänsleutnant in einer echten Marineuniform versuchte Bürgermeister Harald Birkenkamp die Enterversuche der Narren abzuwehren. Tatkräftige Unterstützung bekam er von einem Dutzend gestandener Seeleute - vom Patenschnellboot "Wiesel", die in guter Tradition mit einer Abordnung aus dem karnevalistischen Niemandsland Rostock-Warnemünde in die Dumeklemmerstadt gekommen waren, um rheinisch-ausgelassen zu feiern.

"Die Uniform ist echt", versicherte Hauptbootsmann Daniel Schrenk, der schon zum dritten Mal in Ratingen dabei ist. Auf welchen Wegen er das "Gastgeschenk" ergattert hatte, wollte er nicht verraten. Vor dem Schunkeln und Bützen mussten die Jungs aus dem hohen Norden aber erst zum "Kampfeinsatz". "Zwei Mann vom Schnellboot nach vorne zum Werfen", kommandierte Heinz Hülshoff.

Gehorsam postierten sich gleich zwei Marine-Kameraden an der Fensterfront und pfefferten bunte Softbälle nach draußen. Derweil feuerte "Käpt’n Birk" mehrere Salven aus Konfetti-Kanonen gegen die Jecken, die mit gezielten Schüssen aus der Kanone der Blau-Weißen allerdings mehr Treffsicherheit bewiesen. Da blieb dem Kommandanten nur noch die Kapitulation. Prinzessin AndreaI. stürmte mit den jecken Möhnen und Prinz DetlefI. das sinkende Rathausschiff und übernahm die Schlüsselgewalt.

Der Auftakt des Rathaussturms glich am Vormittag jedoch nur einem lauen Lüftchen. Wo es üblicherweise am Dumeklemmerbrunnen rund geht, hatten sich bei Minusgraden nur ein paar ganz abgehärtete Möhne eingefunden. Da die Karnevalisten wegen der nasskalten Witterung keine Musikanlage aufbauen wollten, kam auch keine Stimmung auf. Deshalb zog der Tross kurzerhand direkt zum Rathaus. Die Möhnen von Grün-Weiß beglückten dabei den Prinzen mit einem außergewöhnlichen Orden: einem mit weiß-grüner Wollen gehäkeltes Gemächt. "Das ist der geilste Orden überhaupt", lachte DetlefI., "und er passt zum Sessionsmotto: emol owe, emol onge."

Stimmungsmäßig ging im Rathaus bei der Bürger-Union am meisten die Post ab. Die Fraktionsräume waren brechend voll, dort tummelten und trafen sich Vertreter aller Parteien - nicht zuletzt auch wegen des üppigen und leckeren Büffets: SPD-Dezernent Dirk Tratzig verkleidet als Kameltreiber ("Passt irgendwie zu meinem Job") in einem Originalgewand aus Tunesien, CDU-Fraktionschef Ewald Vielhaus als französischer Patron mit Baskenmütze, Parteichef Rolf Steuwe (CDU) als Mexikaner mit Sombrero, seine SPD-Kollegin Elisabeth Müller-Witt mit Heiligenschein und Baudezernent Ulf-Roman Netzel im Sträflingsdress. Hochstimmung herrschte auch im Fraktionszimmer der CDU, während bei den übrigen Parteien offenbar am Donnerstag schon Aschermittwoch war.

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