Ratingen: Bürger Union fordert Tierheim

Die Tierhilfe könnte eine solche Einrichtung auf Ratinger Gebiet betreiben. Die Stadt soll Grundstücke vorschlagen. Die SPD kritisiert die Pläne als „verantwortungslos“.

Ratingen. 4500 Quadratmeter - möglichst in städtischem Besitz - und ein bisschen Kleingeld: Das braucht es für ein Tierheim in Ratingen, für das die Bürger-Union (BU) sich stark macht. Schon im Wahlkampf hatte die BU ihr Herz für Tiere entdeckt, was ihr neben dem Vorwurf, populistisch zu sein, auch manchen Spott eingebracht hat. Doch die Partei meint es ernst mit ihrem Anliegen: In dieser Woche hat sie den Antrag gestellt, dass die Verwaltung in einer Vorlage Grundstücke vorstellen soll, auf denen ein Tierheim errichtet werden kann.

"Zu den Pflichtaufgaben einer Gemeinde gehört es auch, für die Unterbringung von Fund- und Abgabetieren Sorge zu tragen", begründen Lothar und Angela Diehl, das Führungsduo der BU-Fraktion, den Antrag. Dieser gesetzlichen Verpflichtung käme die Stadt Ratingen nur eingeschränkt nach. Seit Jahren hat Ratingen mit Düsseldorf vereinbart, dass Ratinger Tiere im Notfall ins Rather Tierheim gebracht werden dürfen. Dafür werden jährlich Pauschalen gezahlt.

Das Rather Tierheim platzt indes aus allen Nähten. Dort werden vor allem beschlagnahmte Tiere übernommen, die unter die Kampfhundeverordnung fallen.

In Ratingen engagiert sich die Tierhilfe seit 30 Jahren für ausgesetzte, abgegebene und kranke Haustiere - vor allem um Katzen, für die im Tierheim kein Platz ist. Dafür wird sie von der Stadt auch finanziell unterstützt. Ein Tierheim auf Ratinger Stadtgebiet würde die Arbeit der Tierhilfe erheblich vereinfachen. Denn bislang ist sie auf Pflegestellen angewiesen, die sich so lange um die Tiere kümmern, bis sie an Privatleute vermittelt werden können.

Im vergangenen Jahr waren das rund 200 "Fälle". Allerdings geht auch die Wirtschaftskrise nicht spurlos an der Tierhilfe vorüber: Für die ehrenamtlichen Helfer wird es immer schwieriger und mühseliger, Pflegestellen zu bekommen oder gar noch auszudehnen. Dazu muss die Tierhilfe die Tiere in den Pflegestellen mit Futter versorgen und auch die Tierarztkosten übernehmen. Jährlich fallen dafür insgesamt 50.000 Euro an, die durch Mitgliedsleistungen, Spenden und Zuschüsse erwirtschaftet werden.

Mit einem Tierheim, das die Tierhilfe betreiben würde, könnten die ehrenamtlichen und finanziellen Leistungen "effizient gebündelt" werden, schreibt Diehl in dem Antrag. Fund- und Abgabetiere aus Ratingen könnten quasi rund um die Uhr aufgenommen und versorgt werden.

Der Bürger-Union schwebt zudem ein "Kompetenzzentrum für Tierhaltung und Tierschutz vor", in das neben dem normalen Tierheim weitere Aufgaben integriert werden könnten: etwa eine Beratungsstelle für Haltung oder Ernährung, eine Hundeschule oder eine Tierpension für Urlaubszeiten. Dass ein solches Projekt nicht zum Nulltarif zu haben ist, weiß man auch bei der Bürger-Union. Sie setzt dabei auf die Spendenbereitschaft der Ratinger Tierfreunde. Gleichwohl gibt es nicht einmal eine allergröbste Kostenschätzung.

SPD-Fraktionsvorsitzender Christian Wiglow hat in einer ersten Stellungnahme den BU-Antrag als "verantwortungslos" kritisiert. "Hier werden die falschen Prioritäten gesetzt", schreibt Wiglow. Es könne nicht sein, dass auf der einen Seite im städtischen Haushalt im Sozial-, Jugend-, Senioren- und Kulturbereich massiv gestrichen werden muss, auf der anderen Seite aber zusätzliche Ausgaben für ein Tierheim gefordert werden. Dabei gehe es nicht nur um ein 4500 Quadratmeter großes Grundstück - es kämen noch laufende Kosten dazu, ebenso Baukosten. Wiglow lobt ausdrücklich die Arbeit der Tierhilfe, schränkt aber ein: "Das Rather Tierheim ist von der Ratinger Innenstadt kaum zwei Kilometer entfernt."

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