Ratingen: Beerdigungen nur mit Presslufthammer

Das Friedhofsamt muss zu schwerem Gerät greifen. Die Stadtwerke erhöhen die Temperatur der Fernwärme.

Ratingen. Komplett zugefroren glitzert der Grüne See als weite Eisfläche in der tiefstehenden Wintersonne. Auf dem Eis plaudern drei Männer, einer hat sich sogar auf einen Klapphocker gesetzt - ein solches Ambiente hat man für seine Unterhaltung schließlich nicht alle Tage. Doch was die Herrschaften machen, ist nicht ungefährlich. "Betreten der Eisfläche verboten!" warnen Schilder der Stadt.

"Wir werden grundsätzlich keine Eisflächen zum Schlittschuhlaufen oder Betreten freigeben - allein aus Haftungsgründen", erklärt Abteilungsleiter Uwe Puzalowski vom Grünflächenamt. Selbst wenn die Eisschichten tragen würden. Dabei würde ein Einbrechen ins Eis am Schwanenspiegel oder Stadthallenteich wegen der geringen Gewässertiefe von rund einem Meter noch glimpflich abgehen. Am Grünen See bestünde jedoch höchste Lebensgefahr. Wie dick die Eisschicht nach mehreren klirrend kalten Nächten geworden ist, werde nicht nachgemessen. Puzalowski: "Wenn am Wochenende langsam Tauwetter einsetzt, kann es schnell kritisch werden."

Auf Tauwetter hofft man dagegen inständig beim Friedshofsamt. Dort sorgt Väterchen Frost inzwischen für erhebliche Probleme bei den Bestattungen. Der Boden ist mittlerweile so tief und fest gefroren, dass die Bagger den Gräberaushub nicht mehr bewältigen können. Jetzt muss mit dem Presslufthammer der Boden aufgebrochen werden. "Das war früher gang und gäbe", erinnert sich Abteilungsleiter Guido Frohnhoff. Über die Störung der Friedhofsruhe habe sich aber noch niemand beschwert. "Was sollen wir denn sonst machen?" Heizdecken zum Auftauen des Bodens wie sie auf Baustellen eingesetzt werden, habe man nicht, das wäre auch zu teuer. So hat man sich beim Baubetriebshof einen Kompressor mit Presslufthammer geborgt. Ein kleinerer Bodenmeißel, der an die Hydraulik des Baggers angeschlossen wird, gehört zum Friedhofsinventar. Probleme macht überhaupt das Finden der richtigen Grabstelle. Frohnhoff: "Wir müssen erst den Schnee beiseite schaffen, um zu sehen, ob wir an der richtigen Stelle sind."

Bei den Stadtwerken schlägt sich die Kälte in nackten Zahlen nieder: "Der Fernwärmeabsatz ist um 30 Prozent gestiegen, auch Gas wird viel mehr verbraucht", so Prokurist Hans-Horst Sprenger. Um die Häuser warm zu bekommen, wurde die Vorlauftemperatur bei der Fernwärme auf 114 Grad angehoben, sonst sind 100 Grad üblich. Keine besonderen Probleme hat man mit Wasserrohrbrüchen. Da könnten die bösen Überraschungen erst zutage treten, wenn es taut.

Hochbetrieb herrscht wegen der Kälte übrigens in der Sauna des Lintorfer Allwetterbades: 200 Besucher täglich bringen die Sauna an die Grenze des Möglichen. "Manchmal werden die Umkleiden knapp", sagt Bäderchefin Cornelia Karthaus.

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