Neviges: Mysteriöses Feuer im Mariendom

Velbert-Neviges. Alarm am Samstag für alle drei freiwilligen Nevigeser Löschzüge und die hauptamtliche Wache aus Velbert-Mitte: Um 13.40 Uhr wird Feuer in der Wallfahrtskirche "Maria, Königin des Frieden" gemeldet.

Bei Eintreffen der Wehr stellt sich heraus, dass die Holzskulptur "Anna Selbdritt" aus bislang völlig unklarer Ursache in Brand geraten ist.

Dombesucher haben die Flammen bereits mit Weihwasser gelöscht, doch der Einsatz ist damit noch längst nicht beendet. Noch immer steigt leichter Rauch aus der Plastik auf, die die Heilige Anna, ihre Tochter Maria und das Christuskind darstellt, und daran ändern auch ein paar Wasserstöße aus der Kübelspritze nichts. Erst die Wärmebildkamera gibt Aufschluß: Im Innern der Statue gibt es einen Brandherd, den das Wasser nicht erreicht.

Doch die Einsatzkräfte wissen sich mit einem Infusionsbesteck vom Rettungswagen zu helfen. Die so zweckentfremdete Infusionsnadel leitet Flüssigkeit durch winzige Risse und Spalten ins Innere der Figur. Damit läßt sich die Glut erheblich eindämmen, aber nicht endgültig löschen. Einsatzleiter Hanno Löffler entscheidet, dass die Statue von der Wand abgerückt werden soll, um von hinten an den Brandherd zu gelangen.

Eine Demontage war jedoch bei der Installation vor etlichen Jahren nicht mehr vorgesehen: Die Statue ist mit zwei Eisenprofilen in ihren Sockel einbetoniert. Die Verschraubungen sind unerreichbar, die Halterungen können nur von Hand mit einer Metallsäge durchtrennt werden, und der handbreite Spalt zwischen Figur und Wand ist zum Arbeiten denkbar knapp bemessen - unnötig zu erwähnen, dass die Einsatzkräfte bei der kostbaren, aus dem 18. Jahrhundert stammenden Figur äußerst vorsichtig vorgehen müssen.

Über eine Stunde dauert es schließlich, bis Sebastian Hoguth und Frank Häger die Metallhalterungen von Hand durchgesägt haben. Ständige Beobachter der Aktion sind der Wallfahrtsleiter, Franziskaner-Pater Dr. Herbert Schneider, und einige seiner Mitbrüder. Dann können die Einsatzkräfte die Skulptur anheben und zum Transport auf die Auffahrbohle eines Löschfahrzeuges setzen.

Auf der nun freigelegten Rückseite der aus mehreren Teilen zusammengesetzten Statue zeigen sich an der Mittelnaht deutliche Brandspuren. Ein weiteres Mal kommt die Infusionsnadel zum Einführen von Wasser ins Innere zum Einsatz, dann heißt es endgültig: "Feuer aus". Nach abschließenden Aufräumarbeiten beendet die Feuerwehr um 16.20 Uhr einen höchst ungewöhnlichen Einsatz.

Was den Brand der Statue letztlich ausgelöst hat, war bis Sonntagmittag völlig unklar. Den materiellen Schaden konnte Pater Herbert bisher noch gar nicht beziffern: "Wir müssen die Plastik zunächst von einem Restaurator begutachten lassen", so der Wallfahrtsleiter nach der Rettungsaktion erleichtert.

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