Neviges: Kirchengemeinde braucht neue Einnahmequellen

Weil immer weniger Kirchensteuer fließt, muss umgedacht werden. So soll ein Teil des Grundstücks im Siepen für eine Bebauung angeboten werden. Angestrebt wird auch der Verkauf des Pfarrhauses.

Neviges. Die evangelisch-reformierte Kirche in Neviges muss auf sinkende Kirchensteuereinnahmen reagieren. "Die Einnahmen gehen dramatisch zurück", sagen Günter Alfred Berghaus, Finanzkirchmeister, und Olaf Braß, Baukirchmeister. Um die aktuellen Etats auszugleichen, muss die Gemeinde bereits auf ihr Erspartes, die sogenannten Ausgleichsrücklage, zurückgreifen.

Hintergrund ist die seit Jahren stetig sinkende Zahl der Gemeindemitglieder. Gehörten in den 60er-Jahren noch über 8000 Nevigeser der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde an, so sind es aktuell nur noch gut 4900. Schuld daran ist nicht nur der demografische Wandel (es werden zu wenig Kinder geboren), sondern auch Kirchenaustritte. Der Kirchenkreis Niederberg insgesamt hat allein in den vergangenen zehn Jahren 23 Prozent seiner Gemeindemitglieder verloren.

Damit die Gemeindearbeit auch in Zukunft noch stattfinden kann, braucht es daher neue Einnahmequellen. Ein Weg: Die Bebauung von gemeindeeigenen Flächen. So hat das Presbyterium sich entschlossen, für einen Teil der Flächen am Gemeindezentrum Siepen - etwa 1800 Quadratmeter - die Bestellung von Erbbaurechten zu veranlassen.

Ziel ist es, dass östlich des Gemeindezentrums auf der derzeit mit Bäumen bestandenen Flächen zwei Einfamilien- oder Doppelhäuser entstehen können. Die Gemeinde bleibt Eigentümerin, der ihr zufließende Erbbauzins soll aber eine Verbesserung der Finanzsituation bringen. Der Bezirksausschuss hat Mitte Mai für einen Bereich, der das Areal der evangelischen Gemeinde sowie das Schulgebäude mit Kindergarten und Turnhalle umfasst, die Aufstellung eines Bebauungsplanes beschlossen.

Angestrebt wird auch die Umnutzung des seit dem Auszug von Pfarrer Hans Köpke verwaisten Pfarrhauses. Denn dessen Unterhalt schlägt ebenfalls auf den magersüchtigen Etat. Gemeindemitglied Annerose Schulten, Inhaberin eines ambulanten Pflegedienstes, möchte das Pfarrhaus erwerben. Es soll aber auch künftig als Ort der Begegnung zur Verfügung stehen. "Das könnte schon in diesem Jahr Wirklichkeit werden", sind Günter Alfred Berghaus und Olaf Braß zuversichtlich.

Wie viel Geld diese Maßnahmen der Gemeinde einbringen werden, ist noch unklar. "So weit sind wir noch nicht", sagt Braß.

Die Kirche an der Wielandstraße und das Gemeindezentrum sollen aber auf jeden Fall erhalten bleiben. Um dafür ein deutliches Zeichen zu setzen, ist beispielsweise die sanierungsbedürftige Orgel in der Kirche für mehrere zehntausend Euro generalüberholt worden. "Wir wollten zeigen, dass die evangelische Gemeinde dort Bestand hat", sagen Braß und Berghaus. Die Rechnung wurde aus Kirchensteuermitteln und Spenden finanziert.

Auf Spenden und damit auf die Unterstützung vieler Gemeindemitglieder wird die Gemeinde zukünftig noch stärker angewiesen sein, um ihre vielfältigen Angebote weiterhin machen zu können. Daran ließ Günter Alfred Berghaus auch in einem Artikel im Gemeindebrief "Kontakte" keinen Zweifel.

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