Lintorf: Schranke an der Kalkumer Straße bleibt noch lange

Herber Schlag für Lintorf: Die langersehnte Unterführung kann frühestens 2017 eröffnet werden.

Lintorf. Tagtäglich verbringen Lintorfer viel Zeit mit Warten. Warten darauf, dass sich die Barre hebt und der Verkehr auf der Kalkumer Straße wieder fließen darf. Die Hoffnung, dass sich daran bald etwas ändern könnte, wurde jetzt zerschlagen. Mitarbeiter des Landesbetriebs Straßen und der Bahn haben dem Bauausschuss erklärt, wie der weitere Zeitplan aussieht. Demnach wird sich der Baubeginn noch bis mindestens 2015 hinziehen, bis die ersten Autos unter den Gleisen durchfahren können, werden weitere zwei Jahre vergehen.

"Das ist schon sehr ärgerlich", kommentierte Tanja Tolksdorf am Donnerstag. Sie reiht sich regelmäßig bei den Wartenden ein. "Ich verliere jeden Tag eine halbe bis dreiviertel Stunde vor der Schranke."

Auch im Rathaus war man angesichts der neuen Erkenntnisse erstaunt. Vor viereinhalb Jahren wurden dort die baurechtlichen Grundlagen für die Unterführung und die benachbarte Überführung geschaffen. Doch die Brücke wird in Federführung der Stadt gebaut, bei der Unterführung hat die Bahn das Sagen. "Beide Projekte hatten zur gleichen Zeit Baurecht. Nur: Wir fangen im September an zu bauen, die fangen im September an zu planen", stellt Baudezernent Ulf-Roman Netzel fest und bescheinigt ganz diplomatisch "wenig Fortgang in der Sache".

Was die Lintorfer besonders ärgern dürfte: Während jahrelang davon die Rede war, dass bloß noch die Eisenbahnkreuzungsvereinbarung in Berlin unterzeichnet werden müsste, wurde jetzt klar, dass die Voraussetzungen dafür noch gar nicht gegeben sind. "Es gibt noch nicht mal eine konkrete Planung", erklärte Netzel. Doch die ist allein schon notwendig, um die Kosten kalkulieren zu können.

Das Unterfangen ist äußerst komplex. Netzel: "Es gibt viele ungeklärte technische Fragen - die sind aber kein Zauberwerk, sondern Ingenieurskunst." Die Unterführung wird nämlich in Grundwasser führende Schichten gebaut. Die entscheidende Bauphase, wenn das Bauwerk unter die Trasse geschoben wird, wird außerdem eine zweiwöchige Vollsperrung der Bahnstrecke bedeuten. Doch die ist eine Hauptschlagader des Bahnverkehrs, viele auch ausländische Bahngesellschaften bezahlen dafür, dass sie durch Lintorf fahren dürfen. "Es müssen europaweit Umleitungsstrecken geplant werden, das braucht drei Jahre Vorlauf."

Im günstigsten Fall - wenn die Maschine der Bahn-Bürokratie reibungslos läuft - sieht der Zeitplan vor, dass bis März 2011 Entwürfe erstellt und abgestimmt sind, dann ist noch das Eisenbahnbundesamt am Zug. Für die Kreuzungsvereinbarung wird ein weiteres Jahr veranschlagt. In trockenen Tüchern könnte das Projekt also frühestens im September 2012 sein - das würde gerade noch reichen, um die Streckensperrungen für den Herbst 2015 zu planen.

Doch der Baudezernent ist skeptisch, ob es bei dem Zeitplan bleibt. "Wir haben selbst gemerkt, wie lange die Abstimmungen mit dem Eisenbahnbundesamt dauern." Und ob in fünf Jahren noch das Geld da ist, das derzeit bereit steht, gilt ebenfalls als ungewiss.

Manche Lintorfer sehen die unendliche Geschichte der Unterführung inzwischen auch schon mit Gelassenheit. So wie Andreas Bilzer: "Natürlich ist das keine schöne Sache - aber ich haben mich damit abgefunden."

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