Lintorf: Im Landgasthof Gut Porz ist immer was los

Anja und Heinz Neumann haben aus dem mehr als 350 Jahre alten Haus ein beliebtes Restaurant gemacht.

Lintorf. Ein wenig verträumt steht das typische schwarz-weiße Fachwerkhaus mit den grünen Fensterläden am Hülsenbergweg. Der alte Brunnen, der auf dem kleinen Vorhof gleich vor dem 1642 erbauten Haus steht, verstärkt den Eindruck altehrwürdiger Gemütlichkeit.

"Als ich das Haus nach dem ersten Umbau zum Gasthof bei der Eröffnung 1987 sah, dachte ich gleich: Wenn es irgendwann einmal auf den Markt kommt, musst du es unbedingt haben", sagt Heinz Neumann.

Für den 56-Jährigen und dessen Frau Anja (46) wurde der Traum vom Besitz dieses Hauses wenige Jahre später wahr. 1991/92 übernahm das Ehepaar den Gasthof, der heute als "Landgasthof Gut Porz" bekannt ist. Seither wurde vor allem an der Inneneinrichtung vieles verändert.

"Der Vorbesitzer hatte versucht, Fichten- und Tannenholz mit der ureigenen Eicheneinrichtung zu kombinieren. Wir wollten wieder zurück zum kompletten Eichenfachwerk", sagt Neumann, der sich neben seinem Beruf als Gastronom vor allem für Flohmärkte und "alte, traditionelle Sachen und Gegenstände" interessiert. So baute er den Gasthof nach und nach um - und das mit durchschlagendem Erfolg.

Über 300 bis 400 Jahre alte Eichenbalken wurden ins Innenleben des Hauses integriert und sorgen im Zusammenspiel mit dem Mobiliar und den alten Holztreppen für ein urgemütliches Ambiente.

Im ersten Stock des Gasthofes haben sich die Neumanns für ihre Gäste etwas Besonderes einfallen lassen: Dank zweier alter hölzerner Bettgestelle, die zu Tischen und Sitzgelegenheiten umfunktioniert wurden, "kann man praktisch im Bett essen", wie Anja Neumann sagt. Daneben befindet sich eine Essecke, die wie eine urige, alte Küche eingerichtet ist.

Die Bettgestelle wie auch das Zubehör für die Küchenecke besorgten die Neumanns unter anderem auf einem belgischen Flohmarkt. Auch der vorgelagerte Brunnen wurde um die fehlenden Holzteile historisch exakt ergänzt.

Das Fachwerk der Außenfassade wurde immer wieder erneuert. "Hier steckt schon sehr viel Herzblut drin", sagt der Inhaber, der gleich gegenüber in einer "ganz normalen" Doppelhaushälfte wohnt und täglich bis zu 16 Stunden in seiner Gaststätte verbringt.

Teile der Inneneinrichtung sind dabei so alt, wie das Haus selbst. "Daran dürfen wir wegen der Auflagen des Denkmalschutzes auch nichts verändern", sagt Neumann.

Auch mit der Geschichte des Gasthofes ist er bestens vertraut. "Früher", sagt er, "war dieses Gebäude praktisch der Eingang oder die Pforte für das direkt gegenüberliegende Gut Helpenstein. Dann wurde das Gebäude lange Zeit nur als Wohnheim genutzt."

Dank des Einsatzes und der liebevollen Pflege ist das ehemalige Gut heute ein sehr beliebter Gasthof, in dem sogar Spitzenköche wie Jean-Claude Borgueil essen gehen. "Das ist natürlich ein schönes Kompliment für die Arbeit, die wir hier reinstecken", sagt Neumann lächelnd.

Mittlerweile ist das einfache Fachwerkhaus um zwei Wintergärten und eine Terrasse erweitert worden. "Und wir haben immer weitere Ideen", erklärt Neumann.

Derzeit gibt es sogar trotz der Ferienzeit ungewöhnlich viel zu tun. Das hat allerdings weniger mit Tradition, Denkmalschutz oder Gemütlichkeit zu tun: Wegen eines defekten Rohrsystems muss das Gebäude an einen neuen Kanalisationsbereich angeschlossen werden. Doch nicht einmal das stört Neumann: "Hier ist halt immer etwas los."

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