Lintorf: Heilende Hände für Pferde

Seit anderthalb Jahren ist Elke Kurz praktizierende Pferdetherapeutin. Die Resonanz ist groß.

Lintorf. Vorsichtig streicht Elke Kurz über die Wirbelsäule. Ihre Finger wandern weiter, ertasten Widerrist, Rippen und Schweifansatz. Ganz sanft drückt sie gegen die seitlichen Wirbel. Außer einem kleinen Zucken zeigt Sancho keine Reaktion. Fast stoisch lässt der falbfarbene Conemara-Wallach mit der schwarzen Mähne die Prozedur über sich ergehen. "Sancho kennt das schon", sagt Elke Kurz, die auf einem Hocker neben ihm steht. "Vor Jahren hatte er ein gebrochenes Kreuzbein. Seitdem kontrolliere ich alle drei Monate, ob ,mein Großer’ in Ordnung ist."

Elke Kurz weiß genau, worauf sie achten muss. Schließlich ist die 42-jährige Ratingerin so etwas wie eine Pferdeflüsterin. "Obwohl ich diese Bezeichnung gar nicht gerne höre", schüttelt sie den Kopf. "Ich bin Tierärztin und Reitlehrerin. Aber vor allem bin ich Pferdetherapeutin." Und als solche gehe es ihr in erster Linie um die Prävention.

"Natürlich muss ich auf die Tiere und ihre Eigenarten eingehen", sagt sie. "Dabei ist es wie bei uns. Da reagiert auch nicht jeder gleich. Es gibt auch bei Pferden Macken, Ticks und Ängste, Sensibelchen eben." Genauso habe jedes Tier eine andere Schmerzgrenze. "Da kommt’s schon vor, dass man getreten oder gebissen wird", erinnert sich Elke Kurz an manch blaue Flecken. "Das ist aber normal und hat nichts mit gestörtem Verhalten zu tun. Das wäre in der Tat etwas für einen Pferdeflüsterer. Mein Job ist es, zu verhindern, dass Bewegungseinschränkungen voranschreiten und chronisch werden."

Dabei wendet die Veterinärmedizinerin Methoden an, wie sie auch beim Menschen zum Zuge kommen: Physiotherapie, Chiropraktik, Osteopathie, Akupunktur. "Zuerst schaue ich mir das Tier an. Ich begutachte den Bewegungsapparat und achte auch auf Kleinigkeiten." Bewegungsstörungen, Lahmheit, steife, schmerzende Muskeln - das sind die Haupteinsatzgebiete. "Ist dem Pferd mit ganzheitlichen Mitteln nicht zu helfen, gibt es eine Überweisung zum Tierarzt."

Ihre Patienten sind über ganz NRW verteilt. Ob Münster, Köln oder Mönchengladbach - bei ihren Visiten reist Elke Kurz quer durchs Land. "Ich habe auch keine Praxisräume", erzählt die 42-Jährige. "Alles, was ich brauche, habe ich im Auto." Über mangelnde Arbeit kann sich die Ratingerin, deren größte Leidenschaft auch noch das Reisen ist, nicht beklagen. Schließlich sind Pferdetherapeuten im Gegensatz zu den Tierärzten rar gesät. Ihr Klientel ist dabei genauso bunt und vielfältig wie die Beschwerden deren Schützlinge: Ob Schickimicki-Reiter, Landwirt, Ponyhalter oder Leistungssportler - von der Doktorin aus Lintorf, die seit eineinhalb Jahren praktiziert, haben alle schon gehört.

Elke Kurz’ Vorteil sind aber nicht nur ihre medizinischen Kenntnisse. Auch, dass sie lange als Veterinärin in einer Großtierpraxis gearbeitet und nicht nur theoretisches Uni-Wissen hat, kommt ihr zugute. "Mir gefiel nie, dass ich durch die konventionelle medizinische Behandlung zwar die Symptome, nicht aber die Ursache der Erkrankung behandeln konnte", erklärt die 42-Jährige den Schwenk in die Therapieschiene, die sie inzwischen auch eine Spur kleiner anwendet: bei Hunden.

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