Lintorf: Bürger heuern Privatstreife an

initiative: 50 Lintorfer legen Geld für einen Sicherheitsdienst zusammen. Er soll die Zahl der Einbrüche und Autoaufbrüche senken, langfristig auch im ganzen Ort.

Lintorf. Nachdem Einbrecher und Autoknacker in den vergangenen Monaten verstärkt die Tiefenbroicher Siedlung heimgesucht haben, gehen die Anwohner jetzt in die Offensive: Sie haben einen privaten Sicherheitsdienst engagiert, der seit Montag regelmäßig in dem Wohnviertel auf Streife geht. "Mehr Sicherheit in unserer Tiefenbroicher Siedlung" heißt das Projekt, an dem sich bislang 50Haushalte beteiligen. Die Initiatoren hoffen auf weiteren Zulauf.

Zuerst hatten die Bewohner der Siedlung immer häufiger ein mulmiges Gefühl, das immer mehr zur begründeten Befürchtung wurde: Wer wird als nächster Opfer von Einbrechern oder Autoknackern? Zuletzt häuften sich die Einbrüche, aufgebrochenen Fahrzeuge und komplett gestohlenen Autos. Vor zehn Tagen hatten so genannte Homejacker bei einem Wohnungseinbruch die Autoschlüssel gestohlen und zwei Wagen im Wert von 150000Euro entwendet. Im vergangenen Juni wurden in einer einzigen Nacht 14 Airbags aus aufgebrochenen Autos gestohlen.

"Wir hatten jedes Mal, wenn wir vom Urlaub zurückkamen, ein mulmiges Gefühl: Steht das Auto noch da, ist im Haus eingebrochen worden?" Thomas Buchmann, der an der Ina-Seidel-Straße wohnt, kennt Nachbarn, die es erwischt hat. Allein in seiner Straße sei schon in drei Häuser eingebrochen worden.

Dass die Polizei sich bemüht und auch verstärkt präsent ist, erkennen die Anwohner durchaus an, doch es reicht ihnen nicht. Buchmann: "Die Nähe zur Autobahn macht unsere Siedlung für Einbrecher so attraktiv." Und wenn erst die Brücke fertig ist, "dann geht hier richtig die Post ab." Buchmann hat sich deshalb mit Detlef Czoske und Jens Thomas, die ebenfalls in der Ina-Seidel-Straße wohnen, zusammengetan und in der Nachbarschaft für einen Streifendienst getrommelt. Nachdem sie von verschiedenen Unternehmen Angebote für ein Sicherheitskonzept eingeholt haben, entschieden sie sich für einen heimischen Betrieb.

Fast 50 Haushalte haben sich bis jetzt bereit erklärt, an dem "Sicherheitsprogramm" mitzumachen. Für das Basisangebot müssen sie monatlich 30 Euro bezahlen. "Das ist für die meisten hier erschwinglich. Und ein einziger Autoaufbruch ist teurer als die Jahresgebühr", verteidigt Buchmann die Kosten. Für das Geld bekommen die Anwohner tägliche Streifenfahrten und Fußstreifen. Die Mitarbeiter des Sicherheitsunternehmens zeigen Präsenz und haben ein Auge auf die Häuser und Autos. Buchmann: "Sie sollen signalisieren: Hier wird aufgepasst. Das wird hoffentlich potenzielle Täter abschrecken." Buchmann und seine Mitstreiter sehen ihren Schritt auch nicht als ein Armutszeugnis für die Polizei, sondern eher als Ergänzung: "Der Sicherheitsdienst entlastet die ja."

Je mehr mitmachen, desto länger sind die Streifen vor Ort, desto größer ist das überwachte Gebiet. Ziel sei, wie in Hösel schon seit Jahren praktiziert, einen möglichst lückenlosen Sicherheitsdienst zu installieren, um die Kriminalitätsrate gegen Null zu senken.

Polizeichef Elmar Hörster sieht die Aktion in der Tiefenbroicher Siedlung recht gelassen. "Man kann sich fragen, ob sie angebracht oder subjektiv motiviert ist", wendet er ein. Die Polizei würde sich jedenfalls schon intensiv um den Bereich kümmern, es habe auch schon Festnahmen gegeben. Noch unbefriedigend sei allerdings die Zahl der Hinweise aus der Bevölkerung in Sachen Wohnungs- und Autoeinbrüchen. "Da haben wir uns deutlich mehr gewünscht." Mit den Sicherheitsunternehmen arbeite man aber gern zusammen.

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