Keine Küche mehr: Im Klinikum Niederberg soll künftig ein Privater auftischen

Nachwirkung der Insolvenz: Durch die Fremdvergabe will man eine Million Euro im Jahr einsparen. Viele Mitarbeiter betroffen.

Velbert. Am Klinikum Niederberg soll es künftig keine eigene Küche mit eigenen Mitarbeitern mehr geben. Stattdessen soll das Essen für die Patienten von einem privaten Anbieter bezogen werden. Die europaweite Ausschreibung der Küchenleistungen wird Anfang Februar erfolgen, bis zum Frühsommer soll eine Vergabeentscheidung fallen.

Frühestens im vierten Quartal 2009, spätestens in den ersten Monaten 2010 ist die Umstellung der Speisenversorgung geplant, parallel dazu soll die Schließung der Küche erfolgen (die Cafeteria bleibt). Darüber wurden gestern die Mitarbeiter informiert.

Von einer "Nachwirkung der Insolvenz" sprach Geschäftsführerin Astrid Gesang: Einsparungen bei der Küche seien das größte Projekt im Sanierungsplan, der zur Beendigung der Insolvenzphase 2006/2007 vorgelegt wurde. Der Aufsichtsrat beschloss im Mai 2008, die Küchenleistungen fremd zu vergeben.

Erwartet wird dadurch ein Einsparvolumen von rund einer Million Euro jährlich. Mit knapp 20 Euro pro Patient liege der Beköstigungs-Tagespreis schon heute sehr hoch, und erforderliche Investitionen in Höhe von rund 2,4 Millionen Euro hätten diesen Satz auf etwa 27,50 Euro schießen lassen, sagte Geschäftsführer Christian Engler.

Von einem Privaten erwartet man hingegen einen Preis von etwa 12 oder 13 Euro. Die Patienten sollen dabei gute Qualität aufgetischt bekommen: "Wir werden hohe Standards festlegen."

Betroffen sind von der Küchenschließung 42 Vollzeitstellen, die sich auf insgesamt 85 Mitarbeiter verteilen (19 tariflicher Bereich, 27 Personalüberlassung Klinikum Niederberg GmbH, 39 Dienstleistungsgesellschaft).

Viele Beschäftigte sind schon lange dabei. Betriebsbedingte Kündigungen seien deshalb die "ultima ratio", versicherte die Geschäftsführung. Stattdessen sollen für möglichst viele Mitarbeiter individuelle Lösungen gefunden werden (Umbesetzungen, Vermittlung an Dritte), wie dies im vergangenen Jahr im technischen Bereich gelungen sei.

Dort wurde das Team von 20 Personen auf 13 reduziert, es gab eine Kündigung. Geschäftsführung und Betriebsrat haben die Gespräche über Interessenausgleich und Sozialplan aufgenommen. "Die betriebswirtschaftliche Entscheidung ist gefallen. Uns ist es jetzt wichtig, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen gibt", sagte Betriebsrätin Silke Iffländer. Wegen der schon so lange währenden Ungewissheit sei die Stimmung bei den Betroffenen aber "sehr schlecht".

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