Kattus macht dicht: 80 Ratinger verlieren ihre Arbeitsplätze

Die Fuchs GmbH verstärkt ihren Standort in Thüringen.

Ratingen. Die Nachricht sei für die Belegschaft wie aus heiterem Himmel gekommen, sagt Anne Korzonnek. Die stellvertretende Bürgermeisterin und Homberger SPD-Ratsfrau unterhielt gute Kontakte zur Firma Kattus. Der Feinkosthandel Kattus bricht Ende Juni die Zelte in Ratingen ab. 45 Angestellte und 35 Aushilfen verlieren ihren Broterwerb. Überwiegend seien Frauen betroffen, sagt die stellvertretende Bürgermeisterin.

Die traurige Pressemitteilung aus dem Hause Kattus umfasst genau elf Zeilen. In der Welt der Wirtschaft wird offenbar immer noch in anderen Dimensionen gedacht. 80 Leute, bis zu 80 Familien, auf jeden Fall aber 80 Schicksale, da sind die elf Zeilen fast so ernüchternd, wie die Botschaft, die sie transportieren: Aus, Schluss, vorbei.

In Homberg kennen sich die Menschen noch. Gute Nachrichten bleiben nicht verborgen, schlechte auch nicht. "Ich war wie vor den Kopf gestoßen", sagt Korzonnek. Das Unternehmen Kattus sei immer eng in das Homberger Gemeinwesen eingebunden gewesen. Jeden Herbst habe es dort ein großes Fest gegeben. "Da herrschte immer ein tolles Arbeitsklima."

Vor ein paar Tagen aber muss das Wetter abrupt gewechselt haben. Demnach ist die Geschäftsführung des Unternehmens an der Straße Oberste Linde von heute auf morgen beurlaubt worden und die Mitarbeiter erfuhren, dass sie nur noch bis Ende Juni Arbeit haben.

Kattus gehört seit 2006 zur Firmengruppe Fuchs Gewürze. Die sitzt in Dissen, zwischen Münster und Porta Westfalica, unterhält aber insgesamt 15 Standorte. Fuchs beschäftigt mehr als 4000 Leute.

Ziel der Aufgabe des Standortes Ratingen ist nach Angaben von Fuchs, die Kommissionierung, das heißt die Zusammenstellung von Warenpaketen für den Einzelhandel, zentral am Standort Schönbrunn in Thüringen zu organisieren. Warum das geschehen soll, sagt Fuchs nicht. Aber sehr wahrscheinlich sprechen auch die niedrigeren Lohnkosten für das neue Bundesland.

Den Ratinger Kattus-Beschäftigten ist eine "Schließung so sozialverträglich wie möglich" angekündigt worden. Im Klartext heißt das: Abfindung für jene, die sofort gehen und Sonderprämien für jene, die den Standort Homberg bis Ende Juni abwickeln. "Da können Sie als Kommune oder als Politiker leder gar nichts machen", sagt Anne Korzonnek. "Es tut mir in der Seele weh."

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