Kabarett: Spitze Worte treffen nicht immer das Ziel

Matthias Deutschmann zeigte alte Qualitäten – aber auch nicht mehr.

Ratingen. Wenn es kriselt und das Volk unzufrieden ist, schlägt die Stunde der politischen Kabarettisten. Einer der dienstältesten seiner Zunft ist Matthias Deutschmann, der Mann mit dem Cello und der unverwechselbar sonoren Stimme.

Seit 1980 gilt er als Bewahrer des guten politischen Kabaretts alter Schule. Mit seinem aktuellen Programm "Die Reise nach Jerusalem" war Deutschmann jetzt zu Gast im Stadttheater.

Aber ist ein Matthias Deutschmann der aktuellen Krisenstimmung gewachsen? Bei der inflationären Berieselung durch "Comedians" geht heute fast jeder als politischer Kabarettist durch, der die Namen von mehr als drei Politikern kennt. Allerdings war früher auch nicht alles besser und so treffen die elegant formulierten Pointen eines Deutschmann nicht immer ins Schwarze.

Worüber soll ein Mann seines Formates auch noch groß reden? Die blassen Figuren des Polittheaters sind unter dem Niveau eines Kabarettisten, der noch mit Helmut Kohl und Franz-Josef Strauß zu tun hatte. Und was soll er von der Weltwirtschaftskrise halten? Er sieht es pragmatisch: "Egal, ich muss mein Programm spielen!" Lässig schüttelt er Bonmots aus dem Ärmel, die amüsant und treffend sein mögen, aber wenig Neues zu bieten haben.

Barrack Obama ist die Höchststrafe für George W. Bush, und Angela Merkel stand die Krise schon immer ins Gesicht geschrieben, das ist relativ geistreicher Smalltalk, aber ist es auch Kabarett? Nur langsam wurde Deutschmann warm, teilte dann aber doch immer öfter böse Seitenhiebe aus.

Etwa gegen den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan: "Unsere Streitkräfte dort haben vermittelnde Funktion - an jedem Panzer hängt ein Kummerkasten." Allerdings wurde es auch immer weniger lustig, je politischer es wurde: "Ich kenne das Loch, in das sie fallen, ich habe es selbst gegraben", tröstete Deutschmann sein Publikum, das aber dennoch mit dem zufrieden war, was es geboten bekam.

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