Friedhof: Alte Gräber sind Kostentreiber

Hohe Fixkosten und eine verzögerte Freigabe von 50 Grabkammern treiben die Gebühren in die Höhe.

Wülfrath. „Wir planen doch im Moment den Kollaps. So geht das nicht weiter. Wir müssen realistische Zahlen einsetzen“, sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Axel Effert mit Nachdruck. Im Finanzausschuss bezweifelte er, dass die Fälle jemals erreicht werden, die als Grundlage 2012 für die Gebührenkalkulation angenommen werden.

Das regelmäßige Verfehlen dieser Fallzahlen hat in den vergangenen Jahren unter anderem dazu geführt, dass die Gebühren immer weiter ansteigen. 2012 sollen die Bestattungsgebühren nach einem Vorschlag der Stadt um 34,1 Prozent steigen. Durchaus möglich, dass es noch teurer wird. Einen Beschluss hat der Ausschuss auf den Rat in der kommenden Woche verschoben.

Ein Minus von fast 72 000 Euro aus dem Jahr 2009 muss im kommenden Jahr ausgeglichen werden. Sogar mehr als 135 000 Euro groß ist das Finanzloch aus dem Jahr 2010, das 2013 ausgeglichen werden muss — eine Spirale ohne Ende droht. Schon im vergangenen Jahr hatte die Politik daher ein Konzept beim Liegenschaftsamt angemahnt, wie der Kurs korrigiert werden kann. Diese Vorschläge vermissten die Fraktionen auch in diesem Jahr.

Liegenschaftsamtsleiter Klaus Biederbeck wies vor allen Dingen auf die Ursachen der Kostensprünge hin. Ganz oben auf der Liste: „Der Friedhof ist einfach zu groß.“ Die Fixkosten bleiben hoch, die Fallzahlen, auf die die Kosten umgelegt werden können, stürzen ab. „Das aber auch, weil der Kommunalfriedhof zu teuer ist. Irgendwann zahlt diese Preise niemand mehr“, schimpfte daher Stefan Mrstik (Grüne/WWG).

Ein weiterer Grund, der die Gebühren in die Höhe treibt: Mehrere Dutzend Grabkammern, die für zwölf Jahre vermietet waren, können nicht für neue Beerdigungen freigegeben werden. Mit Unterstützung des Kreisgesundheitsamtes wurden Gräber geöffnet. Und dabei wurde festgestellt, „dass die Verwesung nicht weit fortgeschritten ist“. Der lehmige Boden und synthetische Leichnamgewänder würden diesen Prozess verzögern. 30 Grabkammern sind 2010 betroffen gewesen, 20 in diesem Jahr.

Außerdem sei der Winterdienst auf dem Friedhof kostspielig. Die Politik wunderte sich darüber: „Muss denn so ein Winterdienst auf einem Friedhof überhaupt sein?“

Wenn der Rat am kommenden Dienstag über die neue Friedhofsgebühr entscheidet, könnte eine Berechnungsvariante den Zuschlag erhalten, bei der die Stadt rund 30 Prozent der Grünflächen aus der Kalkulation herausnimmt — und diese als öffentliches Grün deklariert. Parallel könnte aber auch eine kleinere Fallzahl als Maßstab genommen werden — was die Gebühr noch einmal verteuern würde.

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