Energieversorgung: Heimische Quellen anzapfen

Eine Machbarkeitsstudie soll klären, ob und wie sich Wülfrath weitgehend selbst mit Energie versorgen könnte.

Wülfrath. Unabhängiger sein von der Preisgestaltung der Stromriesen, unabhängiger von den Ölpreis-Schwankungen, die Gas und Heizöl verteuern: ein schönes Ziel. Und so wundert es kaum, dass der Rat im vergangenen Jahr einstimmig den CDU-Vorstoß befürwortete, zu prüfen, ob Wülfrath energieautark werden könnte.

Bei diesem Beschluss ist es nicht geblieben. Hinter den Kulissen wurde weiter gearbeitet. Eine Arbeitsgruppe hat mehrfach getagt. Nun soll eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden. Doch dafür fehlt (noch) das Geld.

Andreas Bornemann ist im besten Sinne Überzeugungstäter. Die Idee einer energie-autarken Stadt fasziniert den Wülfrather Umweltreferenten. „Eine Kommune versucht, die Energie vor Ort zu erzeugen, die benötigt wird“, skizziert er die Grundidee.

Dass es schwer sei, diese zu 100 Prozent in Wülfrath umzusetzen, „ist angesichts der Kalkindustrie, die große Energiemengen benötigt, logisch“. Dieses Ideal sei eben nicht zu erreichen. „Aber es gibt viele Punkte, die dafür sprechen, zu versuchen, möglichst viel Energie vor Ort zu produzieren“, sagt er im WZ-Gespräche.

Davon haben sich auch die Fraktionen überzeugt, die in der Arbeitsgruppe beteiligt waren. Die Energieagentur NRW, die das Gremium mit ihrem Know-How unterstützte, zeigte auf, welche Chancen Energieautarkie birgt. „Wichtig ist es, Ziele festzulegen“, fasst Bornemann die Diskussion zusammen. Zu wie viel Prozent soll Wülfrath zu welchem Zeitpunkt mit in der Kalkstadt produzierter Energie versorgt werden? Um da eine Antwort geben zu können, benötigt man aber Basis-Daten.

„Die Zahlen, die wir haben, sind mehr als 15 Jahre alt“, sagt Bornemann. Wie viel Strom wird in Wülfrath verbraucht? Wie hoch ist der Anteil an erneuerbarer Energie? Wie viel Strom wird heute schon in der Stadt selbst produziert? All das kann aktuell nicht gesagt werden. „Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie würden solche Daten ermittelt.“

Deshalb sprechen sich Politik und Verwaltung für eine solche Studie aus. „Es gibt da aktuell ein Förderprogramm des Bundesumweltministeriums, wo wir Mittel abgreifen wollen“, sagt Bornemann. Gemeinden im Nothaushalt könnten mit einer 95-prozentigen Bezuschussung rechnen.

„Dann hätten wir einen Eigenanteil in der Höhe von 3000 Euro beizutragen.“ Nun wird geprüft, ob die Stadtwerke der Stadt unter die Arme greifen können. „Bis Ende März muss der Förderantrag aber gestellt sein“, so Bornemann.

Jede kleine Solaranlage auf dem Privathaus oder auf dem städtischen Gebäude, Wärmepumpen, wie sie verstärkt im Neubaugebiet Flehenberg eingesetzt werden, Blockheizkraftwerke, Biogasanlagen oder Windräder: Bornemann sieht ein Vielzahl von Möglichkeiten, wie Energie lokal erzeugt werden kann.

„Dabei bleibt die Wertschöpfung auch vor Ort“, sagt er — und denkt zum Beispiel an Handwerker, die die Geräte einbauen oder die Löcher für die Pumpen bohren. „Sich auf den Weg zur Autarkie zu machen, lohnt sich.“

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