Bis St. Martin hat die Gänseherde ihre Freiheit auf der Wiese

Rund 140 Tiere laufen zurzeit noch schnatternd über den Hof der Familie Trapp aus Wülfrath. Doch am 11. November beginnt die Hochsaison für Gänsebraten.

Wülfrath. Gänse waren es, die den heiligen Martin mit ihrem Geschnatter in seinem Versteck verraten haben. „Ja, Gänse schnattern laut. Aber in meinen Ohren ist es Musik“, sagt Gerhard Trapp.

Der 51-Jährige muss es wissen, leben er und seine Familie doch zurzeit mit etwa 140 Exemplaren des weißen Federviehs zusammen. Die Zahl allerdings wird sich in Kürze rasch verringern. Mit dem 11. November, dem Martinstag, beginnt traditionell die Zeit des Gänsebratens.

„Alles, was einen Namen hat, wird bei uns nicht geschlachtet“, erklärt Gerhard Trapp die Namenlosigkeit des Federviehs. Noch spazieren die Tiere über das zwei Hektar weite Areal: sanfte Hügel in sattem Grün, alte Obstbäume trennen die Wiesen vom eigentlichen Hof. Ein Baudenkmal, wie Maximilian Trapp (16) erklärt. 1456 wurde Gut Holz in Unterdüssel erstmals in einer Chronik erwähnt, „die Grundsteine sind älter“, vermutet Vater Gerhard.

Seit etwa 42 Jahren hält Familie Trapp Gänse. Gerhard und Ehefrau Elke übernahmen mit Maximilian und dessen Zwillingsschwester Anna die Idee von Trapps Eltern. „Fünf Stück hatten wir mal für den Eigenbedarf angeschafft“, erinnert sich Gerhard Trapp. Relativ zügig haben sie sich vermehrt.

Trotz des idyllischen Ambientes mit gurgelndem Bachlauf und bester Landluft muss sich der Stadtmensch schnell von romantischen Vorstellungen über das friedliche Gänseleben verabschieden. Mit Karacho jagt ein Ganter eine Auserwählte, die von seinen Avancen wenig begeistert ist. An anderer Stelle fechten zwei Ganter mit Getöse einen Kampf um ein Stück Wiese aus.

Morgens um 6.30 Uhr startet die erste Futterrunde. Tagsüber knabbern die freilaufenden Gänse Gras, abends gibt es eine weitere Portion Weizen. „Damit locken wir sie in den Stall.“ Kurz vor St. Martin wird die Weizenmenge erhöht, damit die Tiere schön rund werden.

Das Fleisch freilaufender Gänse ist qualitativ höherwertiger und geschmacklich besser als das der Tiere aus einem Mastbetrieb. „Schnell gezüchtete Gänse haben zu viel Fett“, sagt der Fachmann. Das brät sich aus, „und es bleibt von der Gans nicht mehr viel übrig“.

Nur wenn Vogelgrippe oder andere Krankheiten drohen, bleiben alle Gänse im Stall. „Das ist kein Spaß“, sagt Bauer Trapp, ebenso wenig wie die Auflage, täglich Gras mähen zu müssen.

Zurzeit genießen die Tiere offensichtlich noch die Landschaft, nehmen mal ein kleines Bad in einer Pfütze und erkunden bis zu den zum Schutz vor dem Fuchs engmaschigen Grenzzäunen ihre Welt. 4,5 bis 5,5 wiegt die durchschnittliche Trapp-Gans.

„Piccobello gerupft“ wird sie dem Kunden bratfertig angeboten zum Preis von 14 bis 16 Euro pro Kilogramm. „Bis zum 22. Dezember sind die alle weg“, sagt Gerhard Trapp. Die Familie selbst isst in Herbst und Winter ein, zwei Gänse. Selbstverständlich nur aus eigenem Bestand.

Familie Trapp und andere Direktvermarkter aus dem Kreis Mettmann finden sich in der Broschüre „Frisch von Hof“.

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