Ausstellung in Hösel: Grzimek zieht noch immer

Das Oberschlesische Landesmuseum zeigt Leben und Werk Bernhard Grzimeks. Der Oberschlesier wäre am 24. April 100 Jahre alt geworden.

Hösel. Ob ein in Windeln gepacktes Gorillababy, ein eleganter Leopard oder eine mächtige Schlange - er brachte mit ungewöhnlichen Studiogästen die bis dahin noch wenig bekannte Tierwelt Afrikas in die deutschen Wohnzimmer. Er schuf Brücken zwischen Mensch und Tier, schien beider Sprache zu sprechen und war lange Zeit Dolmetscher zwischen wildem Tier und weißem Mann.

Zum 100. Geburtstag von Professor Bernhard Grzimek feiert das Oberschlesische Landesmuseum in Hösel den charismatischen Zoologen, Tierarzt, Verhaltensforscher und Moderator. Die Ausstellung "Mein Leben und ich" wurde am Sonntagnachmittag eröffnet und zog sofort viele Besucher an.

Von einer Trommelgruppe aus Togo begrüßt, lauschten sie gebannt den Geschichten über den Mann, dem es gelang, ganze Generationen zum Nachdenken zu bringen. Wenn der Oberschlesier in den 60ern, 70ern und 80ern seine Fernsehzuschauer mit dem obligatorischen "Guten Abend meine lieben Freunde" begrüßte, waren die Straßen wie leergefegt.

"Ein Platz für Tiere" war im deutschen Fernsehen mit Einschaltquoten von bis zu 70 Prozent die erfolgreichste Sendung aller Zeiten. "Um viertel nach acht war Grzimek-Zeit! Da habe ich alles andere sausen lassen", erinnerte sich bei der Ausstellungseröffnung auch Hans L. Hüppe, Vorstandsvorsitzender des Fördervereins Cromford-Museum. "Mit Grzimek bin ich aufgewachsen!"

Das Oberschlesische Landesmuseum wandelt eindrucksvoll auf den Spuren Grzimeks, die nicht nur nach Afrika führen, sondern auch auf die Lebensräume direkt vor unserer Haustür aufmerksam machen.

Die Biologinnen und Kuratorinnen Christina Burmeister und Charlotte Dietrich verliehen der Schau mit Ausstellungsstücken von 65 Leihgebern die persönliche Note Grzimeks. Die Steppe Afrikas bildet den zentralen Schwerpunkt der Ausstellung.

"Ich bin überwältigt. Die Ausstellung ist seiner würdig. Sie trifft seine Persönlichkeit, beschreibt sein Handeln und macht sein Denken nachvollziehbar", freut sich Erika Grzimek und ist von der Ehrung ihres Ehemannes durch diese Ausstellung sichtlich gerührt.

"Ich bewundere seine Sichtweise", verrät Andreas Jürgens, der - obwohl erst 24 Jahre alt - die Grzimek-Filme kennt: "Meine Eltern und Großeltern haben viele Sendungen aufgezeichnet."

Die "Sichtweisen" des Tierarztes und Verhaltensforschers können die Ausstellungsbesucher sogar aus der Luft erforschen. Der Flugsimulator macht den Blick auf die Serengeti möglich. Und eine Hörstation verstärkt den Eindruck von der Tiervielfalt Afrikas. Ausschnitte aus Grzimeks berühmtem Film "Serengeti darf nicht sterben" sind eindrücklich wie eh und je.

Bernhard Grzimeks Lebenswerk wurde rückblickend als "unschätzbarer Beitrag zur Wahrung der Schöpfung" bezeichnet. Daran erinnert die Ausstellung eindringlich und dankbar.

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