Amoklauf — alles nur Gerüchte

Ein Internet-Hinweis sorgt am Gymnasium für Aufregung. Die Schulleitung ist um Besonnenheit bemüht.

Wülfrath. Ein Signalwort: „Amoklauf“. In einem Schriftwechsel im sozialen Netzwerk Facebook zwischen zwei Gymnasiasten fielen eben diese Worte. Schüler machten den Leiter des Gymnasiums, Joachim Busch, darauf aufmerksam. Und der schaltete Bezirksregierung und Polizei ein. Die wichtigste Nachricht: Es gab keinen Amoklauf.

Am Freitag hatte Joachim Busch die Elternschaft über den Vorstand der Schulpflegschaft informiert. Am Sonntag sah er sich gedrängt, in einer weiteren Mail Erläuterungen zu geben — weil Mutmaßungen und Gerüchte am Wochenende eine eigene Dynamik ausgelöst hatten. Darin bekräftigte er, dass er die Botschaften, die im Internet verbreitet wurden, keinesfalls verharmlose. Aber die Polizei sei zur Einschätzung gekommen, dass „keine konkrete Bedrohung irgendwelcher Taten vorliegt“.

Diese Einschätzung sowie andere Ergebnisse der polizeilichen Ermittlungen seien die Grundlage für Entscheidungen, „keine Gerüchte und Behauptungen“, so Busch. Doch von diesen gab es eine Menge — ob am Rande von Handballspielen, beim Einkauf in der Fußgängerzone oder dem privaten Fest am Samstagabend. Ein Sondereinsatzkommando in der Schule. Ein gelöster Schuss im Lehrerzimmer. Ein geplanter Anschlag gegen eine Lehrerin. Alles Gerüchte: „Es gab keine konkreten Gefahrenmomente.“

Auch Polizeipressesprecher Frank Sobotta will den Vorfall nicht dramatisieren. „Alle, die involviert waren, haben völlig richtig gehandelt“. Das gelte für den Zeugen, der die Nachricht im Internet entdeckt und dann die Schule informiert habe und auch für die Schulleitung. Aus polizeilicher Sicht hätte sich die Angelegenheit bereits am Donnerstagabend erledigt. „Wir mussten keinen Einsatz fahren.“

Nach Information durch die Schule hätten Beamte den vermeintlichen Täter und dessen Familie besucht. Offenbar wollte der 15-Jährige mit seinen Formulierungen Ärger über eine misslungene Klausur ausdrücken.

„Die Eltern waren bei der Ermittlung direkt involviert,“ sagte Sobotta. Schnell sei klar gewesen, dass der Schüler nicht in der Lage gewesen wäre, die angekündigte Tat überhaupt zu verüben. „Es gibt keine Waffen in dem Haushalt. Der Schüler hat auch keine anderen Zugriffsmöglichkeiten“, betont Sobotta.

Dementsprechend ist der Schüler auch nicht mit einer Pistole im Rucksack vor der Schule abgefangen worden. Als „völligen Blödsinn“ bezeichnet Sobotta solche Aussagen, die am Wochenende kursierten. „Das ist die übliche stille Post.“ Wiederholt hat Schulleiter Busch darum gebeten, keine Gerüchte zu verbreiten. Denn diese könnten ebenso zur Bedrohung werden.

Amok-Androhungen gibt es laut Sobotta „immer wieder mal, sind aber nicht häufig“. Der Pluspunkt sei, „dass die Menschen durch Taten wie in Erfurt, aufmerksam sind und sich sofort bei der Polizei melden.“ So etwas werde immer ernst genommen und überprüft.

Der 15-jährige Schüler war gestern wieder im Unterricht — unter Beobachtung. Auch an der Schule: ein Schulpsychologe. Der gehört zum Kriseninterventionsteam der Bezirksregierung, die ebenso eingeschaltet wurde. Beobachter hatten am Montag nicht den Eindruck, dass sich die Vorkommnisse auf die Stimmung unter den Schülern schlug.

„Es ist weitgehend Normalität“, sagte Busch. Nur drei Eltern hätten Schüler krank gemeldet. „Wir machen uns da keinen Kopf. Es ist ja nichts passiert“, sagte eine Oberstufenschülerin zur WZ. „Ein normaler Montagmorgen. Alltag eben“, stimmte ein Mitschüler zu.

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