30 Jahre bewegte Geschichte im Kinder- und Jugendhaus

„Erfüllt das Haus mit Leben“

Wülfrath. Im Rat wurde heftig gestritten. Und am Ende stand alles andere als eine gütliche Einigung. Eingeweiht wurde es schließlich trotzdem. In diesem Jahr blickt das Kinder- und Jugendhaus (KJH) — ursprünglich In den Eschen und mittlerweile an der Schulstraße beheimatet — auf eine 30-jährige Geschichte zurück.

Dabei war lange Zeit nicht klar, wo denn nun eigentlich gebaut werden sollte. Die Sozialdemokraten hatten zuvor für einen zentralen Standort plädiert. Im Februar 1975, als der Stadtrat den Neubau eines Jugendhauses beschlossen hatte, gab es noch eine absolute SPD-Mehrheit.

Für die Genossen schien es beschlossene Sache zu sein, dass ein Neubau in der Innenstadt das ungeliebte Provisorium an der Bahnstraße ersetzen sollte, dem die Besucher den Namen „Salvador Allende“ gegeben hatten. Dann kamen die Wahlen und damit quasi über Nacht veränderte politische Machtverhältnisse.

Drei Monate nach dem Grundsatzbeschluss des Rates war nun plötzlich alles anders. CDU und FDP diskutierten andere Standorte und mit einer denkbar knappen Entscheidung von 20 zu 19 Stimmen war schließlich das Grundstück In den Eschen erste Wahl. Die SPD war strikt dagegen, weil das neue Jugendhaus so außerhalb des Stadtzentrums und weit entfernt von der Ellenbeek liegen würde. An der Entscheidung war dennoch nicht mehr zu rütteln.

Bemängelt wurde außerdem die unzureichende Kostenplanung. Mit Recht, wie sich später herausstellte. Am Ende kostete der Neubau mehr als fünf Millionen Mark, 600 000 Mark flossen als Landeszuschuss.

Werkstatt, Fotolabor, Forum, neun Gruppenräume und ein großer Veranstaltungsraum wurden eingerichtet. Engagierte Jugendliche übernahmen gemeinsam mit Mitarbeitern des Jugendhauses die Gestaltung des Innenraums. Sie ließen die tristen Betonwände hinter bunten Phantasiegemälden verschwinden und eroberten sich so den Ort, an dem sie sich in ihrer Freizeit aufhalten sollten. Eingeweiht wurde das neue Jugendzentrum mit einer großen Party und zahlreichen Besuchern. Erklärtes Ziel war die Verbindung von „offener Jugendarbeit“ und Jugendverbandsarbeit unter einem gemeinsamen Dach.

Drei hauptamtliche Stellen für Sozialarbeiter wurden eingerichtet, die Leitung übernahm Janko Jelusic. „Öffnet euch das Haus, erfüllt es mit Leben,“ hatte Bürgermeister Ulrich Schiller (CDU) den überwiegend jungen Erwachsenen anlässlich der Eröffnung im Oktober 1982 noch zugerufen.

Ein paar Jahre später war der Ruf bei der ursprünglichen Zielgruppe jedoch verhallt. Es waren nicht mehr die Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 25 Jahren, die In den Eschen ihre Freizeit verbrachten, sondern immer mehr Kinder. „Die Arbeit im Jugendhaus hat sich ungeheuer verschoben,“ stellte Sozialdezernent Harald Krebs anlässlich des zehnjährigen Bestehens fest.

Konzept und Angebote wurden verändert und an die Bedürfnisse der jüngeren Besucher angepasst. Die Öffnungszeiten wurden von den Abendstunden in den Nachmittag verlagert. Im Mittelpunkt standen fortan auch Hausaufgabenbetreuung und Hilfe bei schulischen Problemen.

„Konzeptionell streben wir eine Ergänzung der Schule an“, kündigte Krebs an. Das bedeutete gleichzeitig die Arbeit mit kleinen Gruppen. Die Zeiten, in denen ein paar hundert Jugendliche ihre Abende in der Disco verbrachten, gehörten der Vergangenheit an.

Vor vier Jahren, im September 2008, zog das KJH (Kinder- und Jugendhaus) in ein neues Domizil an der Schulstraße um. Der Verkauf des städtischen Gebäudes in den Eschen sorgte erneut für politischen Wirbel. Für den Preis von 225 000 Euro ging die Immobilie über den Tisch.

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