Wülfrath: Was das Gehörn alles verrät

Kreisjägerschaft: Mehr als 300 Exemplare aus heimischen Revieren wurden unter die Lupe genommen, um das Alter des Rehwilds zu bestimmen.

Wülfrath. Die Herren der Schöpfung haben zwar ein Gehörn vorzuweisen. "Aber die Damen schmecken dafür besser", kommentiert Gerd Spiecker, Vorsitzender der Kreisjägerschaft das Geschehen bei der Gehörnschau, die am Freitag im Wülfrather Paul-Ludowigs-Haus stattfand. Dort traf sich traditionell die Jury der Kreisjägerschaft Düsseldorf und Mettmann, um die mehr als 300 Gehörne in den Blick zu nehmen, die von den Jägern der umliegenden Reviere ausgestellt wurden.

"Es geht nicht darum, irgendwie den dicksten Bock zu züchten, um dafür eine Medaille zu bekommen", erklärt Spiecker die Regeln bei der Gehörnschau, zu der alle Gehörne zugelassen sind, die im vergangenen Jagdjahr geschossen wurden. Jeder Jagdtrophäe wird ein Stück des Kiefers beigelegt. "Es ist nicht so, dass beim Gehörn jedes Jahr ein Ende mehr wächst. Aber am Zahnabschliff kann das ungefähre Alter des Tieres geschätzt werden", berichtet der Vorsitzende der Kreisjägerschaft von der Arbeit der Expertenkommission. Und darum geht es auch im Wesentlichen.

So könne der Jäger später die Altersstruktur der Tiere in seinem Revier kontrollieren. Und das sei wichtig, um zu wissen, welche Tiere geschossen werden sollen.

Gezählt wurden im vergangenen Jahr 877 verendete Rehe, davon sind 376 ohne Einwirkung des Jägers zu Tode gekommen. "Allein 255 Tiere starben durch Verkehrsunfälle", bilanzierte Gerd Spiecker, dem diese Zahl bei weitem zu hoch ist. "Jetzt kommt bald die Zeit, in der die älteren Böcke ihre jüngeren Nebenbuhler aus dem Revier treiben", blickt der Vorsitzende der Kreisjägerschaft sorgenvoll auf das Frühjahr, in dem jedes Jahr besonders viele Unfälle zu beklagen sind.

"Und danach kommt im Sommer der Liebensreigen. Dann achtet kein Reh mehr auf den Verkehr", appelliert er an die Autofahrer, an den für Wildwechsel bekannten Stellen möglichst nicht das Gaspedal durchzutreten. Als Rehbraten in den Kofferraum legen darf man ein angefahrener und verendetes Tier übrigens nicht: "Das Wild ist zwar herrenlos, aber wenn es zu Tode gekommen ist, gehört es dem Jagdpächter", so Spiecker, der selbst auch so lange im Wald unterwegs ist, bis es zuhause Klagen gibt. "Ich bin ständig draußen, meistens in der Dämmerung. Solange meine Frau das zulässt", sagt er schmunzelnd.

Unter dem harten Winter hatte das Rehwild übrigens nicht zu leiden. "Es war keine Notzeit. Der Verdauungstrakt der Tiere stellt sich quasi auf eine lange Fastenzeit um", berichtet Gerd Spiecker, dass die meisten Tiere gut durch die Winterzeit gekommen sind.

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