Wohnung ersetzt Pflegeheim

Die Diakonie Niederberg setzt auf ein neues Konzept für die ambulante Pflege Demenzerkrankter.

Kreis Mettmann. Die Diagnose "Demenz" bedeutet für Betroffene, dass sie mehr und mehr auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen sind. Für die Angehörigen bedeutet es, mehr Verantwortung und eventuell die Pflege für Vater oder Mutter zu übernehmen.

Die Betroffenen selbst, so eine Umfrage des Apothekenmagazins "Senioren Ratgeber", wollen häufig ihre Kinder nicht mit der Pflege belasten. 58,6 Prozent aller befragten 60-Jährigen gaben an, in einem solchen Fall das Altenheim vorzuziehen.

Doch dieser Schritt muss nicht sein. Zwar sind die Alternativen zur stationären Einrichtungen im Kreis Mettmann noch rar gesät - in Mettmann existieren zwei Wohngemeinschaften für Demenzkranke -, doch das Diakonische Werk im Kirchenkreis Niederberg stößt mit einem neuen Angebot die Tür zu einer neuen Wohnform auf: Demenzkranke Menschen bleiben eigenständige Mieter, jeder Bewohner mietet vom Vermieter ein eigenes Zimmer und anteilig die Gemeinschaftsräume wie Küche und Wohnzimmer.

Und die Mieter beauftragen einen Sozialverband - in diesem Fall das Diakonische Werk - mit der ambulanten Betreuung und Pflege in der gemeinsam angemieteten Wohnung. Wichtig ist, das Pflegeanbieter und Vermieter nicht identisch sind- andernfalls würde es sich um einen Heimbetrieb handeln. Trotzdem unterwirft sich die Diakonie der Heimaufsicht des Kreises Mettmann.

"Der Umzug in ein Pflegeheim kann vermieden werden", sagt Dagmar Czerny von der Diakonie-Geschäftsführung. "Natürlich findet man solche geeigneten Objekte nicht überall auf dem Wohnungsmarkt", schränkt sie ein und verweist auf den glücklichen Umstand, dass der Verein für Innere Mission an der Emil-Schniewind-Straße in Neviges die passenden Räumlichkeiten vermieten kann.

Der Mietpreis beträgt 4,55 Euro pro Quadratmeter. Acht von Demenz betroffene Menschen werden dort in den nächsten Wochen einziehen. Voraussetzung ist ein Wohnberechtigungsschein.

Die Tagesstruktur ist nicht starr vorgegeben, sondern ergibt sich aus dem gemeinsam gelebten Alltag unter Einbeziehung des Lebenshintergrundes der einzelnen Mieter. Im Vordergrund steht die Organisation des Haushalts, in den alle nach ihren Möglichkeiten, Wünschen und Bedürfnissen eingebunden und beteiligt werden.

Dazu gehören die Zubereitung der Mahlzeiten, das Waschen, Aufhängen, Bügeln und Legen der Wäsche, das Putzen, die Blumenpflege oder der Einkauf. "Jeder Mieter hat aber seinen eigenen Rhythmus. Es gibt keine vorgeschrieben Zeiten für das Aufstehen und das Zubettgehen", so Dagmar Czerny.

In der Regel werden dort tagsüber mindestens zwei sowie nachts eine Pflegekraft vor Ort sein. Der Umfang der häuslichen Betreuungs- und Pflegeleistungen in der Gemeinschaft orientiert sich am tatsächlichen Bedarf jedes einzelnen Mieters, der - wenn er es kann - die Leistungen finanziell selbst trägt oder die Sozialhilfe in Anspruch nehmen kann.

Ein Grund, warum die Diakonie mit dem Kreis Mettmann einen Vertrag abgeschlossen hat, der die Versorgung demenzkranker Menschen innerhalb einer Wohngemeinschaft regelt. Dadurch erst wird die Kostenübernahme durch das Kreissozialamt möglich.

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