Wildtierunfälle: Liebestoll in den Tod

Die Polizei hat in diesem Jahr im Kreisgebiet mehr als 100 Unfälle, an denen Wildtiere beteiligt waren, registriert.

Kreis Mettmann. Ob Hirsche, Rehe oder Wildschweine — bei allen herrscht Ausnahmezustand. Es ist Brunftzeit. „Dann sind die Tiere aktiver. Das bedeutet auch, dass sie vermehrt Straßen überqueren und die Wildunfälle zunehmen“, sagt Gerd Spiecker, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Düsseldorf-Mettmann. Zudem ist von Oktober bis Dezember Hauptjagdzeit. Das verstärke die Unruhe der Tiere zusätzlich.

Für die Wildschweine gibt es noch einen weiteren Grund, der sie auf die Straßen treibt: Das Abernten der Maisfelder. „Da halten sich die Wildschweine nämlich gerne auf, weil sie Mais als Futter lieben. Wenn aber die Felder leer sind, wandern die Schweine weiter und suchen sich neue Futterquellen“, sagt Spiecker.

Und das kann dann gerne auch mal ein Vorgarten sein. Vor drei Jahren stürmten Wildschweine auf die Anlage eines Altenheimes in Langenfeld und verwüsteten die Blumenbeete. Spiecker: „Da gibt es halt Schnecken und Würmer. Wildschweine mögen das.“

Besonders häufig ereignen sich seiner Aussage nach Wildunfälle auf der Talstraße im Neandertal, auf der L 239 zwischen Ratingen und Mettmann sowie rund um die Waldgebiete Velberts und Wülfraths. Auch rund um den Knipprather Wald in Monheim komme es vermehrt zu Wildunfällen.

Und die sind gar nicht so selten: Die Kreispolizei registrierte im Vorjahr 148 Unfälle in Zusammenhang mit Wildtieren. 2012 kam es bis zum August bereits zu 115. „Wir gehen aber davon aus, dass es noch mehr Unfälle sind, die aber nicht zur Anzeige gebracht werden“, sagt Ulrich Löhe, Sprecher der Kreispolizei.

Entweder, weil Autofahrer unsicher sind, ob sie die Polizei rufen sollen. „Oder das Tier ist nach dem Unfall zwar verletzt, aber in den Wald weitergelaufen. Dann denken Autofahrer, dass alles in Ordnung ist. Es gibt auch Fälle, in denen Autofahrer nicht bemerken, dass sie ein Tier angefahren haben. Das passiert besonders bei kleinen Wildtieren wie Füchsen“, sagt Löhe.

Dabei sei die Meldung eines Wildunfalls aus zwei Gründen wichtig. Erstens damit ein Jäger dem Tier — falls erforderlich — den Gnadenschuss setzen kann. Zweitens sei die Dokumentation eines Wildschadens erforderlich, damit die Autoversicherung für einen Schaden aufkommt. „Denn Wildschäden sind Bestandteil der Teilkaskoversicherung“, sagt Holger Brendel von der Versicherung Huk-Coburg. „Die Versicherung fordert zur Bearbeitung des Schadensfalls die Unfalldokumentation wie Fotoaufnahmen an. Gibt es die nicht, wird der Schaden auch nicht übernommen“, sagt er.

Ausweichmanöver sollten Autofahrer aus Sicht der Polizei und der Versicherung vermeiden, da es gefährlicher sein könne, vor einen Baum zu prallen als mit dem Tier zu kollidieren. „Auch in einem solchen Fall sollte die Polizei zur Sicherung von Tierspuren gerufen werden. Dann übernimmt die Teilkaskoversicherung den Schaden. Sind allerdings keine Spuren an der Unfallstelle zu sehen, zahlt die Versicherung nichts“, sagt Brendel. Wer hingegen eine Vollkaskoversicherung abgeschlossen hat, der sei auf der sicheren Seite.

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