Wildschwein-Alarm im Kreis

Die Schäden, die die Schwarzkittel anrichten, sind enorm. Obendrein verbreiten sie die Schweinepest.

Mettmann. Sie tauchen meist in der Dunkelheit auf. Dann kommen sie aus dem Schutz der Wälder und wagen sich aufs freie Feld. Die Spur der Verwüstung, die sie auf ihren nächtlichen Touren hinterlassen, ist immens: umgegrabene Äcker und Wiesen, kahlgefressene Rüben-, Kartoffel- und Maisfelder und immer häufiger zerstörte Gärten. Den Schaden, den Wildschweine alljährlich vor allem in der Landwirtschaft anrichten, geht in die Millionen.

Auch der Kreis Mettmann kommt immer seltener ungeschoren davon. "Die Schwarzkittel sind bei uns zwar noch nicht richtig heimisch geworden", sagt der Amtsleiter der Unteren Jagdbehörde, Edgar Schönfisch. "Aber sie statten uns vermehrt ungebetene Besuche ab."

Die Rotten kommen dabei von zwei Seiten: Im Norden dringen sie über Hattingen verstärkt nach Neviges und Langenberg vor. Im Südkreis gibt es immer häufiger Sichtungen sowohl in Hilden als auch in Langenfeld und Monheim.

Mitte des Jahres gab es im Hildener Süden sogar Fälle, in denen sich die von weit außerhalb eingefallenen Tiere über Blumenrabatten und Gemüsebeete hermachten - sehr zum Ärger der Hobbygärtner, die Zeter und Mordio schrien.

"Die Grenzen zwischen Natur und Wohnbebauung werden eben immer fließender", erklärt Schönfisch. Und wie der Mensch mit seiner Wegwerfmentalität zum Beispiel Füchse anlocke, so würden auch die Wildschweine den Versuchungen der Zivilisation nicht widerstehen. "Unsere Vorgärten und Mülltonnen sind für sie das Schlaraffenland."

Allerdings gibt es neben den Flur- und Privatschäden einen weiteren Grund, die Nähe der geselligen Borstenviecher kritisch zu betrachten: Wildschweine gehören zu den Nummer-1-Überträgern der Schweinepest (ESP). Für Menschen ist die Krankheit zwar ungefährlich, aber Hausschweine haben bei einer Infektion keine Chance.

"Es hat schon Fälle gegeben, in denen der Bestand ganzer Betriebe gekeult werden musste", sagt Martin Dahlmann, der Vorsitzende der Mettmanner Kreisbauernschaft. Zwar gebe es im Kreisgebiet nur knapp zehn professionelle Schweinehalter, "aber die Gefahr, dass ihre Tiere infiziert werden, ist nun mal da". Zumal sich die Seuche vom Rhein-Sieg- und den Oberbergischen Kreis immer weiter ausbreite.

Damit es im Kreis Mettmann nicht so weit kommt, werden die Wildschweine zurzeit verstärkt bejagt. "Die Abschussquote bei uns ist noch sehr gering", so Edgar Schönfisch. "Ein, zwei Tiere pro Monat sind es im Moment. Allerdings hat die Jagdzeit erst im Spätsommer begonnen und dauert noch bis Januar. Von daher dürfte sich die Quote bald erhöhen."

Mit dem Auslegen von Impfködern gibt es aber auch einen humaneren Schutz vor der Seuche. "Die Impfraten, die damit erreicht werden, liegen bei ungefähr 75 Prozent", bestätigt Edgar Schönfisch.

Auch wenn sich die Situation im Kreis Mettmann bisher recht entspannt präsentiere, könne sich alles von heute auf morgen verschärfen. "Die Tiere legen 30 Kilometer und mehr pro Nacht zurück", weiß der Experte. Mit anderen Worten: Wo gestern noch keine Sau zu sehen war, kann es morgen vor Wildschweinen nur so wimmeln.

Dass die Tiere dabei auch vor Straßen nicht halt machen, sei ein weiteres Problem. So gab es allein in diesem Jahr bundesweit mehr als 2600 Wildunfälle mit Personenschaden.

"Nachdem ihre Lieblingsnahrung, die prallen Maisfelder, inzwischen verschwunden sind, stehen die Tiere unter Ernteschock", erklärt Manfred Carl Seibel, der Pressesprecher der Kreisjägerschaft. "Auf der Suche nach Ersatz irren sie förmlich umher und geraten in lebensgefährliche Situationen."

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