Wie in den Alpen: Erdrutsch im Ratinger Schwarzbachtal

Regen und Schmelzwasser lösten eine Lawine aus. Die Aufräumarbeiten dauerten drei Tage.

Ratingen. „Es ist ein Wunder, dass niemand zu Schaden gekommen ist“, sagt Ratingens Feuerwehrsprecher Hans-Jörg Dahl. „Nicht auszudenken, wenn die Schlammmassen Autos getroffen hätten.“

Es war gegen 16.50 Uhr am Freitag, als mitten im dichtesten Berufsverkehr im Schwarzbachtal eine Erdlawine niederging und die viel befahrene Mettmanner Straße (L 239) auf mehr als zehn Metern Breite unter sich begrub.

„Die Fahrbahn war etwa einen halben Meter hoch mit Schlamm, Dreck, Wurzelwerk und Geröll bedeckt“, beschreibt Dahl den Anblick, der sich den Einsatzkräften von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk (THW) und städtischem Bauhof bot. „Hinzu kam die Gefahr umstürzender Bäume.“

Um den Hang zu stabilisieren, wurde sofort damit begonnen, das Erdreich abzutragen. Außerdem wurden Fachleute des Bergisch-Rheinischen Wasserverbandes (BRW) und von Straßen NRW, in deren Zuständigkeit die Landstraße 239 fällt, eingeschaltet.

Sie machten sich sofort daran, Hang und Bäume in dem engen Tal zu begutachten. Die Gefahr weiterer Erdrutsche war nämlich lange nicht gebannt.

Nachdem die Fahrbahn viele Baggerschaufeln und Lkw-Ladungen später von den gröbsten Schlammmassen befreit war, ging es — wohl oder übel — den Bäumen an den Kragen.

So fielen bereits Freitagnacht acht der teils bis zu 20 Meter hohen Riesen der Kettensäge zum Opfer. „Das tut schon leid“, sagt Dahl. „Aber ihre Standfestigkeit war nicht mehr gewährleistet. Sie wurden eine Gefahr für Leib und Leben.“

Die Fällaktionen gingen am Samstag und gestern weiter. Am Ende fielen nicht nur im Bereich des Lawinenabgangs, sondern auf den gesamten 500 Tal-Metern rund 60 Bäume. „Das waren reine Präventivmaßnahmen“, erklärt der Feuerwehrsprecher.

Weil drei der Bäume allerdings derart „kriminell“ standen, dass an eine normale Fällung mit der Kettensäge nicht zu denken war, kamen die Sprengstoffspezialisten des THW zum Einsatz. Sie bohrten Löcher in die Stämme und stopften sie mit TNT voll.

„Kawumm“ — mit einer ohrenbetäubenden Explosion flog am Samstag gegen 14.30 Uhr der erste Baum in die Luft. In drei Teilen zerborsten, ging der mächtige Stamm zu Boden. Das splitternde Holz verteilte sich meterweit im Gelände.

Das Fällen, Zersägen und Abtransportieren der Bäume dauerte den ganzen Samstag hindurch und wurde auch gestern bis gegen 17 Uhr fortgesetzt. „Jetzt stehen noch einige Erdarbeiten durch das Tiefbauamt an“, sagt Hans-Jörg Dahl am Abend. „Wir sind aber zuversichtlich, dass der Verkehr am Montag wieder durchs Schwarzbachtal rollen kann.“

Insgesamt waren Feuerwehr, THW und Stadt von Freitag- bis gestern Abend mit rund 60 Kräften im Einsatz.

Verantwortlich für die Lawine waren Wassermengen auf dem Feld oberhalb des Hangs. Normalerweise wird das sich ansammelnde Regenwasser abgeleitet. Weil aber Schnee und Eis den Abfluss versperrt haben, hat sich das Wasser einen anderen Weg über die Böschung gesucht und den Lehmboden mit sich gerissen.

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