Wenn Obama gewinnt, lässt die Gastmutter die Korken knallen

Am Dienstag entscheidet sich, wer neuer Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wird. Die WZ hat mit Deutschen in Amerika und Amerikanern in Deutschland über das bevorstehende Ereignis gesprochen.

Mettmann. Es ist das Thema in den Medien — egal ob hierzulande oder in den USA: die Präsidentschaftswahl. Am Dienstag entscheidet sich in den Staaten, wer das Rennen um den Einzug ins Weiße Haus macht: Mitt Romney oder Barack Obama.

Einer, der den Wahlkampf in den USA miterlebt hat, ist der Wülfrather Christian Berger. „Sei es im Freundeskreis oder im Büro: Natürlich ist die Präsidentenwahl überall ein Thema“, sagt er. Der 40-Jährige arbeitet für eine deutsche Firma in New Jersey. Einen klaren Favoriten gebe es in den Runden nicht. „Im privaten Umfeld ist die Stimmung Fifty-Fifty, im Job sprechen sich mehr für Romney aus“, sagt er. Er führt das darauf zurück, „dass Romney als sehr kompetent angesehen wird, was die Wirtschaft betrifft“.

Insgesamt seien viele Amerikaner „aber sauer wegen der schlechten Wirtschaftslage. Die Krankenversicherung, die „Obamacare“ genannt wird, ist außerdem ein Reizthema.“ Die amerikanischen Medien seien mehrheitlich eher auf der demokratischen Seite. „Es gibt aber auch Sender pro Romney. Das merkt man bei der Berichterstattung sofort.“ An diesem Wochenende ist Berger wieder in NRW. Er atmet auf. Auch er ist ein „Sandy“-Opfer: „Endlich — freue mich schon auf offene Tankstellen und Strom“, hat er kurz nach der Landung in Frankfurt auf Facebook gepostet.

Spannend finden auch Alexandra Kohtz aus Velbert und Florian Eichblatt aus Ratingen den Wahlkampf. Beide sind im Rahmen des Parlamentarischen Patenschaft-Programms in den USA. Kothz wird vom Bundestagsabgeordneten Peter Beyer (CDU), Eichblatt von Kerstin Griese (SPD) betreut. Interessant war für die Velberterin Alexandra Kothz im Wahlkampf zu beobachten, wie ihre Gastfamilie bei den TV-Duellen zwischen Obama und Romnney reagiert hat. „Die Familien fiebern richtig mit und unterstützen ihren Kandidaten oder regen sich darüber auf, wenn er Fehler macht“, sagt sie. Ihre Familie sei demokratisch und für Obama als Präsidenten. „Meine Gastmutter hat sogar Sekt gekauft, damit wir beim erhofften Ergebnis anstoßen können“, berichtet sie.

Florian Eichblatt, der als Austauschschüler in Lawrence im Staat Kansas lebt, fällt besonders die starke Präsenz der Kandidaten in den Medien aus. „Es ist kaum noch möglich, Fernsehen zu gucken, ohne mehrere TV-Kampagnen für Obama oder Romney zu sehen“, sagt er. Allerdings sei die Wahl in den vergangenen Tagen in den Hintergund geraten, da der Hurrican Thema in den Nachrichten war. In seiner Schule werde auch über die Wahlen gesprochen. „Dort gibt es einen Jungen Demokraten Klub, in dem die Schüler über Politik diskutieren“, sagt er. Einen Klub für Romney-Anhänger gebe es nicht, dennoch gebe es viele Schüler, die für den Republikaner sind. „Das sorgt für lebhafte Diskussionen unter den Schülern, und erfreulicherweise fragen viele Leute nach meiner Meinung.“

Für jede Menge Gesprächsstoff sorgt die Wahl auch in der Familie von Janette Granderath. Die Amerikanerin lebt seit 20 Jahren in Wülfrath, stammt aber aus San Francisco, wo auch noch Teile ihrer Familie leben. „Natürlich sprechen wir über die Wahl am Telefon“, sagt sie. Trotz der langen Zeit, die sie in Deutschland lebt, ist die Präsidentschaftswahl für Granderath ein herausragendes Ereignis. „Immerhin hat die Entscheidung auch Auswirkungen auf den Rest der Welt“, sagt sie. Dementsprechend hat sie auch ihr

„demokratisches Recht“ in Anspruch genommen und per Briefwahl ihre Stimme abgegeben. „Am Mittwochmorgen, wenn hier in Deutschland das Ergebnis bekannt ist, werde ich als erstens das Radio anmachen. Ich bin gespannt, wer das Rennen macht“, sagt sie.

Gewählt hat auch Gloria Goldini aus Mettmann. Die aus Texas stammende Komponistin und Künstlerin ist ein politischer Mensch, wie sie sagt. „Aber die Wahlen sind für mich nicht so spannend, weil ich nicht wirklich für einen der Kandidaten bin“, sagt sie. Dennoch werde sie „am Mittwochmorgen sich über das Internet über den Ausgang der Wahl zu informieren“.

Obwohl Goldini von keinem der beiden Kandidaten überzeugt ist, hat sie sich dennoch Gedanken zu Obama und Romney gemacht. „Ich lese amerikanische Zeitungen wie Economist und Newsweek, um auf dem Laufenden zu sein“, sagt sie. Und auch wenn sie weder für Obama noch für Romney ist, steht für sie fest: Die Demokraten hätten wenigstens Themen wie die Frage nach dem Gesundheitswesen und der Krankenversicherung.

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