Weltkrise trifft auch Kuhstall

Sinkende Preise, weniger Absatz und die steigenden Produktionskosten drücken die Stimmung der Landwirte, die Unterstützung fordern.

Kreis Mettmann. Die Stimmung in der Landwirtschaft gehe "gegen Null. Es ist die absolute Katastrophe", betonte Martin Dahlmann, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Mettmann. Der Erfolg des letztjährigen Kampfes um vernünftige Erlöse beim Milchverkauf sei verpufft, jetzt bekämen die Landwirte - rund 300 Betriebe gibt es im Kreis Mettmann - auch die Folgen der Weltwirtschaftskrise deutlich zu spüren.

"Exporteinbruch und Preisrückgänge sind bei vielen landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu verzeichnen - angefangen bei Fleisch, über Milch bis hin zu Getreide", sagte Dahlmann. Die Preise für Milch, die jetzt schon bei 20 Cent pro Liter liegen würden um bis zu zwei Cent zurückzugehen.

"Mit der Folge, dass die 80 Milchviehbetriebe im Kreis Mettmann ohne ein zweites oder drittes Standbein wie zum Beispiel die Direktvermarktung oder Pferdepensionen nicht mehr auskommen würden", so Dahlmann.

So wie es Gerhard Rosendahl macht. Der Haaner Landwirt, in dessen Stall 40 Kühe stehen, setzt auf die Direktvermarktung, obwohl er einen guten Abnehmer für seine Milch hat. "Trotzdem wären 35 bis 40 Cent pro Liter angebracht", so Rosendahl.

Selbst der Start in die Grillsaison sorgte nicht für Aufschwung. Auch bei Schweinmastbetrieben sieht nach Worten des Kreisvorsitzenden die Lage nicht besser aus. Diese hätten in den vergangenen Monaten mit extrem niedrigen Erlösen auskommen müssen. Augenblicklich werde dies durch weitere Einbrüche beim Export verschärft.

Und für Getreide bekämen die Landwirte ebenfalls nur noch die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr. "Die Preise gehen rauf und runter", sagt Dahlmanns Vertreter Josef Aschenbroich aus Langenfeld. Auch er als Getreideerzeuger setzt nicht mehr alleine aufs Korn. "Ich kann zwar besser reagieren und wechselnde Produkte abbauen, doch die Preise sind im Keller", sagt der Langenfelder, der sich mit Hühnern und ihren Eiern absichert.

"Die schwierige Lage auf den Höfen ist auch das Ergebnis hausgemachter Politik", so Dahlmann. Er erinnerte an die Besteuerung von Agrardiesel. "Diese wettbewerbsverzerrende Benachteiligung der deutschen Landwirte, die insbesondere in Grenznähe besonders brisant ist, muss endlich beseitigt werden", forderte Dahlmann.

Hinzukommen immer mehr Fleischimitate und Analog-Käse. Dahlmann fordert eine klare Kennzeichnung und Überprüfung dieser so genannter Substitute. "Milchprodukte müssen aus Milch bestehen - wer einen anderen Eindruck erweckt, täuscht die Verbraucher."

Da stellt sich die Frage nach der Zukunft des Berufsstandes. "Wie lange wir das aushalten, bestimmen dann die Banken", so Dahlmann, der von den Mitgliedsbetrieben einen "Plan B" fordert. Die Kinder von Martin Dahlmann und Gerhard Rosendahl werden aller Wahrscheinlichkeit nicht in die Fußstapfen ihrer Väter treten. "Der Bauer stirbt eben langsam" meint Josef Aschenbroich nicht ohne einen Hauch von Sarkasmus.

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