Vortrag über ‚Die Rechte der Frau im Islam’ : Dialog der Kulturen braucht Zeit

Türkische und deutsche Frauen diskutieren in der Monheimer Moschee über die Rolle der Frau im Islam. Viele halten an Traditionen fest, um ihre Identität in der fremden Welt nicht zu verlieren.

<strong>Kreis Mettmann/Monheim. Bis auf den letzten Platz war der Vortragsraum in der Osman-Gazi-Moschee am Wochenende in Monheim besetzt, als die Diplom-Pädagogin Cevriye Güler über ‚Die Rechte der Frau im Islam’ sprach. Anlass war der Internationale Frauentag, und Gisela Herforth, die Gleichstellungsbeauftragte Monheims, hatte die Anregung dazu gegeben. Es war die einzige Informationsveranstaltung, die im Kreis Mettmann zu diesem Thema angeboten wurde - eine Kooperation auch mit der ‚Integrationsoffensive der Stadt Monheim’ und dem Frauenvorstand der Moschee, der die Rolle des Gastgebers übernahm. Der Einladung gefolgt waren vor allem gläubige Musliminnen, darunter viele mit Kopftuch, aber zu etwa einem Drittel auch deutsche Frauen. Güler hatte sich ein schwieriges Thema vorgenommen. Zwar beruft sich der Islam auf den Koran und die Biografie Mohammeds. Doch sind sich die Gelehrten der vielen unterschiedlichen Schulen in der Deutung und der Ableitung von Lebensregeln nicht einig. Für Güler muss der historische Hintergrund des Koran und seiner Schulen berücksichtigt werden.

Festhalten an Traditionen, um Identität nicht zu verlieren

Auf die Differenzierungen der Koranschulen ging das überwiegend deutschstämmige Publikum bei der anschließenden Diskussion eher weniger ein. Dass die hier lebenden Türken konservativer seien als die Bürger in der Türkei, erklärte Cevriye Güler als bekanntes soziologisches Phänomen. Minderheiten tendieren zum Festhalten an erlernten Konventionen, um ihre Identität nicht zu verlieren. Gefragt nach den Konsequenzen für die Zukunft, nannte Güler Aufklärung und Wissenserwerb - sowohl in Bezug auf die Religion, als auch im Bezug auf das Leben in Deutschland. Den sehr emotional argumentierenden Zuhörerinnen, die sagten, viele Migranten seien zur Integration gar nicht bereit, erzählte sie ihre eigene Geschichte: Ihre Familie lebt in der vierten Generation hier. Ihr Vater, der 1963 nach Deutschland kam, wurde in Türkisch auf seinem Arbeitsplatz eingewiesen und wohnte mit Türken in einem Wohnheim zusammen. "Da gab es, auch als die Familie nachkam, jahrelang gar keinen Anreiz, Deutsch zu lernen. Das haben wir falsch gemacht." Sie fühle sich als Deutsche und als Türkin. "Daher sage ich oft ‚wir’, egal, welche Seite ich gerade meine." Sie gibt selbst Integrationskurse und ist in der Schulberatung für Migranten tätig. Dass gerade die Frauen und Mütter lieber "den Weg des geringsten Wiederstands gehen", bedauerte Güler. "Dass sie sich nicht genug informieren, die Gespräche mit den Lehrern, - auch wenn es um die Rechte ihrer Kinder geht - scheuen, und dann, wenn es zu spät ist, von Rassismus sprechen - das lasse ich nicht zu." Die Synthese zwischen den Kulturen brauche viel Zeit und Kraft.

FRAUEN und ISLAM

Historie Laut Aussage von Cevriye Güler über die Rechte der Frau im Islam heute und im geografischen Umfeld seiner Entstehung kam der Islam mit seiner Gleichwertigkeit - wenn auch nicht Gleichberechtigung - der Frau einer Revolution gleich. Zur Zeit Mohammeds besuchten Frauen und Männer gemeinsam die Moscheen, Mohammed beriet sich häufig mit den Frauen. Güler: "Es war eine soziale Blütezeit". Diese Neuerungen wurden später wieder zunichte gemacht.

Tradition Dabei spielten vorislamische Traditionen eine wichtige Rolle. Der Koran gibt der Frau das Recht, zu erben (wenn auch nicht zu gleichen Teilen), eigenständigen Besitz eigenständig erwerben, verwalten, verkaufen zu dürfen. Der Koran empfiehlt den Frauen auch, einen Ehevertrag zu fordern, der etwa dem Mann Polygamie untersagt oder eine mögliche Scheidung regelt. Weil sie ihre Religion nur aus mündlicher Überlieferung kennen, den Koran nicht selbst gelesen haben, wissen das aber viele Frauen der islamischen Welt nicht.

Zwangsehen Auch Zwangsehen entstammen laut Güler Traditionen, für die die Religion fälschlicherweise als Legitimation angeführt wird. Alle islamischen Glaubensrichtungen seien sich einig, dass der Koran Zwangsehen verbietet - denn er fordert für die Ehe die gegenseitige Akzeptanz der Partner.

Der Caritasverband hat einen Fachdienst für Integration und Migration eingerichtet.

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