Von Tieren und Menschen

Kreistierschau: Tausende Besucher fanden am Sonntag den Weg zum Hildener Gut Holterhof.

Hilden. Schrecksekunde bei der Kreistierschau: Mit lautem Sirenengeheul bahnt sich der Rettungswagen den Weg zum Gelände der Familie Breloh in Hilden. Ein Mädchen ist vom Pferd gefallen und muss behandelt werden. Für einige Zeit sind die Zuchttiere Nebensache. "Das ist natürlich schlimm", sagt Harald Benninghoven, Vorsitzender der Kreiszüchterzentrale. Auch die durch das Einsatzfahrzeug blockierte Einfahrt kann die Besucher jedoch nicht abhalten: Sie parken einfach in den umliegenden Straßen und strömen weiter in Scharen auf das Gut Holterhof von Familie Breloh in Hilden, wo gerade der Border-Collie Balu eine Gruppe Schafe zusammentreibt.

Begeistert und fasziniert beobachten die Besucher, wie sich der Hund auf der Weide bewegt, wie er springt, treibt und aufpasst. Doch nicht nur Schafe stehen auf dem Programm, auch andere Zuchttiere werden präsentiert. "Insgesamt haben wir ja sieben Tierarten bei uns in der Kreiszuchtvereinigung", sagt Harald Benninghoven: "Pferde, Rinder, Schafe, Schweine, Geflügel, Kaninchen und Bienen." Alle zwei Jahre werde daher die Tierschauen veranstaltet, um anderen Züchtern Inspiration und den Besuchern Einblicke in die Welt der Tierzucht zu geben.

Jutta weiß, wie solche Veranstaltungen ablaufen: Sie ist schon zum dritten Mal dabei. Gemütlich stapft sie über die Weide - so schnell, wie man schwanger eben laufen kann. Neugierig beobachtet sie die vielen Leute, läuft vorbei an dem Stand, wo gerade Kinder Bälle filzen, an der Bude, wo sie aus Holzscheiten Nisthilfen für Wildbienen bauen und dem Werbestand für Bio-Kraftstoff. Für Jutta ist die Kreistierschau ein Höhepunkt, denn sonst kommt sie nur selten aus ihrem Gehege heraus. Jutta ist eine Kuh, eine schwarz-weiße, um genau zu sein.

"Hier sehen die Leute, dass die Kühe nicht lila sind und dass die Milch nicht aus dem Kühlregal kommt", freut sich der Zuchtwart des Rheinisch-Bergischen Kreises, Karl-Jürgen Krings. Da es nur noch wenige klassische Milchbauern im Kreis gibt, sind Milchkühe wie Jutta seltener geworden. Daher weiß Landwirt Karl Winter die 9000 Liter Milch, die Jutta jedes Jahr liefert, auch sehr zu schätzen: "Jutta ist unsere vitalste Kuh", lobt er: "Ihre Ur-Ur-Ur-Großmutter habe ich direkt von einem Bauern gekauft." Dann verabschieden sich Krings und Karl Winter - sie wollen noch einen Kaffee trinken. Wenig später sieht man Krings mit einer Karaffe voll frischer Milch zu einem Stehtisch gehen. Sogar die Milch für den Kaffee gibt es frisch vom Erzeuger.

Joker hat derweil andere Sorgen. Nervös blickt er zu dem Riesen auf, der ihm gegenübersteht. Dass der Spitzname des Shire-Hengst Marieth Major "Sanfter Riese" ist, scheint das nur 71 Zentimeter kleine Pony nur wenig zu beruhigen. Kein Wunder: Der sechs Jahre alte Hengst überragt sein Gegenüber um Längen, sein Stockmaß beträgt fast zwei Meter. Doch zum Kampf "David gegen Goliath" kommt es nicht, der Riese bleibt friedlich. Trotzdem kommt Besitzer Torsten Timm aus Düsseldorf bei der Vorführung ordentlich ins Schwitzen. "Du bist ja kaputter als das Pferd", ruft ihm ein Kollege zu und geht lachend weiter, um sich die nächste Vorführung anzusehen.

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