Viel los in Schlupkothen

Eine ehemalige Industrieanlage: Im oberen Teil eines Giebels steht „Kathedrale“. Etwas tiefer ist das Schild einer Biersorte angebracht. Alles in allem scheint das ein klassischer Fall zu sein, zu dem der Spruch passt: „Hoch an gnadenreicher Stelle stehen Kneipe und Kapelle“.

Doch die alte Auslegung des Begriffs Kathedrale lässt in der Tat eine Deutung zu, die nicht unbedingt mit Sakralbauten zu tun hat.

Eine Kathedrale oder Kirche des Mittelalters war nämlich als sozialer Treffpunkt das Zentrum des dörflichen oder städtischen Lebens, in dem sich die unterschiedlichsten politischen, sozialen und geistlichen Funktionen bündelten. Bis zum Aufkommen der Rathäuser im 13. Jahrhundert war die Kirche zentraler Versammlungs-, Beratungs- und Wahlort für die Organe der bürgerlichen Gemeinde, ebenso wurden dort Rechtsgeschäfte abgewickelt. Das Langhaus einer Kathedrale war ein religiöser und gesellschaftlicher Treffpunkt der Stadt.

In der Schlupkothen-Kathedrale ist immer etwas los

Die Kirche wurde gelegentlich auch als Warenspeicher, Stall, Gasthaus, Markt, Festung und Zufluchtsort für die Bevölkerung benutzt. Aufgeführt wurden im Kirchenraum ebenfalls die beliebten Mysterienspiele, die sich aus den jährlich wiederholten Lesungen der Messe entwickelt hatten.

Ob nun all das heute noch in der Schlupkothen-Kathedrale stattfindet, sei angezweifelt. Los ist dort jedoch immer etwas. Am Sonntag, 31. Mai, heißt es wieder „Kitsch und Kurioses treffen Kunst und Kultur“. Und in der Unterzeile: „Trödeln und Klönen am Kommunikations-Center“.

Von April bis September gibt es dieses Event insgesamt viermal. Es dauert jeweils von 11 bis 15.30 Uhr. Am letzten Mai-Sonntag tritt dann um 17 Uhr das Essener Gitarren-Duo auf, was dann offenbar die Kultur nach dem Kuriosen sein soll.

Die Veranstalter haben die Idee, dass ausschließlich Privatpersonen und Hobby-Kunsthandwerkern die Möglichkeit geboten werden soll, in dieser Location für ihre Schätze aus Keller und Dachboden, beziehungsweise für ihre liebevoll handgefertigten Stücke, den einen oder anderen Liebhaber zu finden. Trödler, Besucher, Künstler und Publikum kommen hier zusammen, machen auch mal ein Schnäppchen, nutzen aber sehr oft auch die Gelegenheit zu vergnüglichen und kurzweiligen Gesprächen.

Ob nun mit den privaten Verkäufern oder mit lustigen Leuten aus der übrigen Kundschaft. Der Trödelmarkt findet auf dem Parkplatz des Geländes statt.

Dazu bietet an diesen Tagen ein Kultur-Cafe ab 15 Uhr in der „Kathedrale“ die Möglichkeit, bei Kaffee und Kuchen die Zeit bis zum Veranstaltungsbeginn zu nutzen. Telefonische Infos gibt es unter 0163/20 626 21. Veranstalter ist das Kultur-Team Schlupkothen, Schlupkothen 49B, 42489 Wülfrath.

Auf Wanderwegen kann das gesamte Gebiet erkundet werden

Die stillgelegten Wülfrather Steinbrüche, zu denen auch dieses Gelände gehört, lassen sich zum Teil auf Rad- und Wanderwegen erkunden. Sie bieten eine faszinierende Kulisse mit alten Industrieanlagen, blauen Wasserflächen und schroffen Felskanten, die seit fünf Jahrzehnten von der Natur zurückerobert werden. Rad- und Wanderfreunde können sich auf die so genannte große Kalktour begeben, die rund 32 Kilometer lang ist und die Steinbrüche Prangenhaus, Rohdenhaus, das Sedimentationsbecken Eigner Bach, den Steinbruch Schlupkothen und den Bochumer Bruch mit dem Zeittunnel verbindet.

Dieser Weg lässt sich auch auf vier kleineren „Kalktouren“ von zwei bis neun Kilometer Länge erwandern. Die dazugehörige Wander- und Freizeitkarte „Wülfrath erleben“ gibt es für 9,80 Euro im Museumsshop des Zeittunnels.

Ehemaliger Steinbruch ist heute mit Wasser gefüllt

Der an den Bochumer Bruch angrenzende Steinbruch Schlupkothen lässt sich auf einem Rundweg von 45 Minuten bis zu einer Stunde Dauer besichtigen. Mit seinen türkisfarbenen Wasserflächen und den hochaufragenden, bewachsenen Felswänden bietet er Lebensraum für gefährdete Tierarten und eine imposante Kulisse. Auf 31 Hektar Gesamtfläche waren seit 1898 rund 45 Millionen Tonnen Kalkstein abgebaut worden.

Der ehemalige Steinbruch ist heute mit Wasser gefüllt und mit Pflanzen bewachsen. Er steht seit 1984 unter Naturschutz, weshalb die Hänge und der Grund des Steinbruchs nicht betreten werden dürfen.

Auf dem Wanderweg erläutert ein naturkundlicher und industriegeschichtlicher Lehrpfad die Geschichte des Steinbruchs und seiner verborgenen Naturschätze. Die Reste der alten Industrieanlagen, zum Beispiel die Rampe des Schrägaufzugs oder die Brückenverstrebungen der Kettenbahn, sind im Wasser zu sehen, ebenso wie die Reste der Bäume, die sich auf der Sohle des Bruches angesiedelt hatten.

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