Verwaltung: Stadtplanung in luftiger Höhe

Mit Luftaufnahmen wird das Kartenmaterial von Kreisverwaltung und Städten ergänzt. Das hat viele Vorteile.

Kreis Mettmann. Die ersten Luftaufnahmen im Kreis Mettmann stammen aus den 50er-Jahren und dienten mehr der schönen Ansicht, als dem praktischen Nutzen.

"Am Anfang war da der Reiz des Blickes von oben", sagt Wolfgang Schwandke, Leiter des Vermessungsamtes der Kreisverwaltung. Wobei das nicht ganz stimmt, denn bereits viel früher nutzte man Luftaufnahmen zur Planung von großen Bauprojekten.

"Die früheste Luftaufnahme, die wir im Archiv haben, ist aus dem Jahr 1929 und zeigt das Kreisgebiet, auf dem die A3 gebaut wurde", erzählt Schwandke.

Im digitalen Zeitalter sind Luftaufnahmen mittlerweile unverzichtbar geworden. Anhand der Luftbilder können sowohl Kreisverwaltung als auch Stadtplaner die Topographie, also die Beschaffenheit eines Geländes, in das vorhandene Kartenmaterial aufnehmen.

"Das ist ein großer Vorteil", bestätigt Jürgen Störy vom Kataster-und Vermessungsamt in Ratingen. "Wir müssen keine Mitarbeiter mehr zur Vermessung rausschicken, sondern können das am Computer machen."

In Ratingen haben alle Mitarbeiter der Verwaltung über ein sogenanntes Geoinformationssystem Zugang zu den Daten. Soll beispielsweise ein Bebauungsplan erstellt werden, lässt sich feststellen, wo tatsächlich Hecken oder Fußwege verlaufen. "Dazu werden die Luftbilder am Computer über das bereits vorhandene Kartenmaterial gelegt", erklärt Störy. Und auch die Bürger profitieren von den Informationen. "Auch unsere Bauberatung hat Zugriff auf die Luftbilder."

Zum Jahresende plant auch die Kreisverwaltung ein interne Vernetzung der Daten. Und die bringt unter Umständen auch schon mal Schwarzbauten ans Tageslicht. "Es kommt öfter mal vor, dass die Gerüchteküche brodelt. Da hat sich jemand einfach ohne Genehmigung einen Klotz hingestellt - wird zum Beispiel gemunkelt. Von der Straße her sieht man erst einmal nichts. Dann fragen wir bei den Kollegen auch mal nach, ob sie aus dem Bereich Luftbildaufnahmen haben", erzählt Michael Kraus, Chef der Bauaufsicht in Monheim.

Regelmäßige Befliegungen über das Kreisgebiet gibt es bereits seit 1972, weil seitdem Gebäude vermessen und registriert werden müssen. Auch verschiedene Städte, allen voran Ratingen, organisieren seit Jahren die fotografische Erfassung ihres Stadtgebietes aus der Luft. Und weil sich Kosten sparen lassen, wenn nicht jede Stadt auf eigene Faust Bildflüge organisiert, gibt es seit 2008 eine Kooperation zwischen Kreis und Städten.

Die Kosten von rund 100 000 Euro werden aufgeteilt. Wolfgang Schwandke vom Kreisvermessungsamt: "Der Kreis trägt 50 Prozent. Die Städte zahlen einen Anteil je nach Größe."

Der nächste Rundflug ist im nächsten Frühjahr geplant. Schwandke: "Den richtigen Zeitpunkt zu finden, ist schwierig. Die Bäume müssen kahl sein, und die Sonne darf nicht zu tief stehen, wegen der langen Schatten." Idealer Zeitraum: Zwischen März und April.

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