Ungewöhnliches Hobby: Hausbau mit zündenden Ideen

Tausende Streichhölzer verarbeitet Bruno Schleuter zu Gebäuden Ratingens.

Ratingen. Wenn die Ratinger in der Innenstadt mal wieder keine Streichhölzer kaufen können, steckt meistens Bruno Schleuter dahinter. Der 72-Jährige nutzt die hölzernen Anzünder nämlich nicht, um Tabak anzubrennen, sondern um Gebäude zu bauen. Da sind 10 000 Streichhölzer oder 250 Päckchen schnell verbraucht.

„Als ich das erste Modell, die Kirche St. Peter und Paul, nachgebaut habe, war es tatsächlich so, dass die Geschäfte keine Streichhölzer mehr hatten, weil ich alle gekauft hatte“, sagt er. Das war 2007. Eineinhalb Jahr später hatte Schleuter 16 000 Streichhölzer zusammengeklebt. Die Kirche stand mit allen Details: Glockenturm, Wetterhahn, Fensterbögen.

Und auch bei seinen anderen Werken ist deutlich zu erkennen: Der Mann hat eine Liebe fürs Detail. So besitzt sein Nachbau von Haus Cromford Fensterläden und einen Treppenaufgang wie das Original, das Ratinger Bürgerhaus ein Geländer und die Dachstruktur, wie sie auch heute noch zu sehen ist.

Die Leidenschaft zum Basteln hat Schleuter seit seiner Kindheit. „Früher hatte ich eine Modelleisenbahn, an der ich gebastelt habe. Jetzt sind es eben Streichhölzer, die ich zu Gebäuden zusammensetze“, sagt er.

Sein neuestes Werk, das er vor 14 Tagen fertiggestellt hat, sind die Suitbertusstuben, ein altes Fachwerkhaus aus dem 15. Jahrhundert, in dem heute Gastronomie untergebracht ist. „Ich kann aber nicht einfach so loslegen und die Streichhölzer zusammenkleben“, sagt er. Vorher macht er sich vor Ort Bilder vom Objekt: „Die nehme ich mit einer Digitalkamera auf.“

So auch bei den Suitbertusstuben. 10 000 Streichhölzer und einen halben Liter Leim verbrauchte er bis zur Vollendung des Bauwerks, dessen Grundkonstruktion aus Holzstäben von Silvesterraketen besteht. „Die habe ich am Neujahrstag auf der Straße gesammelt.“

125 Stunden dauerte die Bauphase. Seine wichtigsten Werkzeuge: ein Seitenschneider und eine Pinzette. Mit ersterem entfernt er die Zündköpfe von den Streichhölzern, mit dem zweiten Werkzeug kann er die Hölzer mit Fingerspitzengefühl zusammenkleben und aneinanderschieben.

„Ich arbeite ohne Planungszeichnungen. Ich beginne und schaue dann, wie sich das entwickelt“, sagt der gebürtige Duisburger, der sich aus Geschichtsbüchern der Stadt inspirieren lässt, welche Gebäude er nachbaut. Auch mit dem Stadtarchiv ist er im Gespräch, wenn er mehr über die Geschichte eines Hauses erfahren will.

Die Stadt ist längst auf den Streichholz-Architekten aufmerksam geworden. Seine Bauwerke wurden im Medienzentrum ausgestellt. Auch die Suitbertusstuben werden dort ab Pfingsten präsentiert. „Frühere Modelle haben Abnehmer gefunden. St. Peter und Paul habe ich der Gemeinde geschenkt“.

Mit den Suitbertusstuben soll noch lange nicht Schluss sein. Dafür macht ihm sein Hobby zu viel Spaß. „Es gibt ja noch einige alte Gebäude hier in der Stadt. Eine Herausforderung wäre es zum Beispiel, die Wasserburg Haus zum Haus nachzubauen.“

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