Streik trifft Gelassenheit

Die Arbeitsniederlegungen im öffentlichen Dienst hatten am Mittwoch im Kreis Mettmann keine gravierenden Folgen.

Kreis Mettmann. In großen Buchstaben steht es auf der Anzeigetafel auf Bahnsteig Nr. 1: „Wir werden heute von der Gewerkschaft Verdi bestreikt. Daher fahren die Bahnen nicht, der Busverkehr ist erheblich eingeschränkt“. Nur drei Leute stehen an den acht Haltestellen des Busbahnhofs in Ratingen Mitte, wo sonst reger Publikumsverkehr herrscht.

Die Straßenbahn der Linie 712 fährt gar nicht nach Düsseldorf, Busse fahren nun hin und wieder die Haltepunkte an. „Grundsätzlich habe ich aber den Eindruck, dass die Busse, die dringend gebraucht werden, doch im Einsatz waren“, sagt die Ratingerin Angela Bertram. Sie sei problemlos vom Stadtteil Ost ins Zentrum gekommen mit dem Bus 015. „Der fährt nach regulärem Fahrplan trotz Streiks.“

Die meisten haben sich Alternativen zu Bus und Bahn suchen müssen. 120 Busfahrer hatten sich bereits morgens um acht Uhr im Ratinger Stadtteil Tiefenbroich am Betriebshof der Rheinbahn versammelt, um von dort aus zur zentralen Kundgebung nach Mettmann zu fahren.

Dorthin hatte die Gewerkschaft die Bediensteten im öffentlichen Dienst geladen, um an Demonstrationszügen teilzunehmen. Weitere Warnstreikwellen sollen je nach Verlauf der Tarifverhandlungen folgen. Das kündigte Daniel Kolle, stellvertretender Geschäftsführer von Verdi, an.

Dann werden sich die Bürger so wie gestern erneut überlegen müssen, wie sie zur Arbeit kommen. Zu Berufsverkehrszeiten war die Düsseldorfer Straße, eine der Hauptstraßen in Ratingen, brechend voll. „Ich habe auch deswegen ein wenig länger zur Arbeit gebraucht als sonst“, sagt Wolfgang Buchas, der von Ratingen aus nach Düsseldorf zur Arbeit pendelt.

Auch in Wülfrath sind einige dem Streikaufruf von Verdi gefolgt. Rund die Hälfte der Belegschaft des Baubetriebshofes hat die Arbeit niedergelegt. Für gestern geplante Grünpflegearbeiten blieben liegen.

Keine Einschränkungen gibt es bei den beiden Wülfrather städtischen Kitas. Dort streikt niemand. „Wir müssen an die Familien denken und da Rücksicht nehmen“, sagt Gudula Kohn, Leiterin des Kommunalen Familienzentrums.

Für die Zukunft schließt sie aber nicht aus, dass Kolleginnen weiteren Aufrufen folgen. „Dann müssen für die Familien Lösungen gefunden werden.“ Die Stadt kann nicht sagen, wie viele Mitarbeiter der Wülfrather Verwaltung gestreikt haben. „Es meldet sich ja niemand ab“, sagt eine Sprecherin.

So wusste die Stadtspitze auch nicht, dass ein Betrieb von Hallenbad und Sporthalle Giethestraße gestern nicht möglich war. Die Grund- und Hauptschüler standen gestern Morgen vor der geschlossenen Wülfrather Wasserwelt.

In Monheim ist in großen Lettern an der Tür zum Bürgerbüro zu lesen: „Warnstreik“. Es bleibt den ganzen Tag geschlossen. Ganz in der Nähe am Busbahnhof sind die Steige fast leer. Offensichtlich haben sich meisten Nutzer des Nahverkehrs nach Alternativen umgeschaut. Denn die Busse stehen im Depot.

„Ich habe eben erst erfahren, dass gestreikt wird. Ich kann aber auch an einem anderen Tag nach Düsseldorf fahren“, sagt Rentner Ernst Schulte gelassen.

Weniger ruhig ist Annica Friebe: „Warum wird das auf dem Rücken der Berufstätigen ausgetragen? Das ist eine Sauerei“, ärgert sich die alleinerziehende Mutter, die eigentlich mit dem Bus nach Langenfeld will. Dort hat die 32-Jährige einen Teilzeitjob in einem Supermarkt.

In der Ticketzentrale der städtischen Bahnen fragen laut Mitarbeiter Thomas Manthey zwar viele Monheimer nach Alternativen, zeigen aber Verständnis für den Streik. „Wir haben den Leuten empfohlen, in Fahrgemeinschaften ein Taxi zu nehmen“, sagt Manthey.

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