Städte setzen auf Ausbildung

Trotz Nothaushalts und klammer Kassen: Die Kommunen investieren in den Nachwuchs, um in einigen Jahren nicht zu wenig Mitarbeiter zu haben.

Kreis Mettmann. Sarah Lorenz ist mehr als einfach nur zufrieden mit ihrer Ausbildungsstelle. Die 19-Jährige ist überglücklich. Denn sie kann bei der Stadt Ratingen eine Ausbildung in ihrem Traumberuf absolvieren: Berufskraftfahrerin. Und als solche ist sie ein Exot, ist sie die erste Frau, die bei der Stadt diese Ausbildung absolviert.

Mit ihr haben sechs weitere junge Menschen Anfang August eine Ausbildung bei der Kommune begonnen. Insgesamt sind 28 Auszubildende bei der Stadt angestellt. Vier von ihnen machen in den kommenden Tagen ihre Abschlussprüfung.

Selbstverständlich ist Ausbildung bei den Städten nicht. So gibt es im Land einige Kommunen, die aufgrund der Haushaltslage die Azubi-Stellen gestrichen haben. Ratingen hingegen ist als eine der finanzstarken Städte im Kreis Mettmann in der Lage, jedes Jahr jungen Menschen den Einstieg ins Berufsleben zu ermöglich.

35 Kilometer weiter südlich, in Monheim, sieht die Lage schon anders aus. „Wir konnten einfach keine Übernahme nach der Lehre garantieren. Es macht ja auch keinen Sinn, junge Menschen zu qualifizieren, ihnen dann aber keine Perspektive zu bieten“, begründet Sprecher Michael Hohmeier, warum in der Vergangenheit gar nicht ausgebildet wurde.

Seit ein paar Jahren sei dies aber anders: „Dies ist politischer Wille trotz finanziell schwieriger Lage. Es wäre einfach fatal, nur nach Haushaltslage einzustellen. Schließlich erwarten Bürger auch Service von ihrer Stadt, in der sie leben“, sagt Hohmeier.

Das ist aber nicht der einzige Grund, warum Monheim trotz klammer Kassen ausbildet. Viele Bedienstete werden in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen. So steht im Stellenplan der Stadt, dass „der Ausbildung geeigneter Nachwuchskräfte in den kommenden Jahren eine Schlüsselrolle zukommen wird“. Bis 2017 werden 61 Mitarbeiter aus dem Dienst ausscheiden, bis zum Jahr 2026 werden es 234 von ingesamt 500 sein.

Ähnlich sieht es in den anderen Städten im Kreis Mettmann aus. Der demografische Wandel kennt keine Ausnahmen. Wülfrath ist Statistiken zur Bevölkerungsentwicklung zufolge besonders stark betroffen. Deshalb wird laut Sprecherin Franca Klippel auch weiterhin in Wülfrath ausgebildet. Dort gibt es zurzeit zwei Auszubildende. Eine dritte hat aktuell ihre Prüfung abgelegt und wurde auch eingestellt, „obwohl der Rat entschieden hat, dass es keine weiteren Einstellungen geben soll. Dies war eine Ausnahme aufgrund persönlicher Gründe der Bewerberin. Allerdings wird sie nur für ein Jahr beschäftigt.“

Dass Auszubildende keinen unbefristeten Vertrag mehr bekommen, ist in den finanzschwachen Kommunen im Kreis Mettmann die Regel geworden. „Früher war das anders. Da haben wir zwar auch nicht mehr Jugendliche ausgebildet, aber sie konnten sicher sein, dass sie auf unbestimmte Zeit bei der Stadt arbeiten konnten“, sagt Sabine Riekel, Leiterin des Personalamtes in Haan. Dort sind zurzeit neun Auszubildende angestellt. Jedes Jahr gibt die Stadt ein bis zwei jungen Leuten die Chance zum Berufseinstieg.

Auch in Mettmann, einer Stadt im Haushaltssicherungskonzept, wird an die Zukunft gedacht. „Das haben wir immer getan. Jedes Jahr schreiben wir ein bis zwei Stellen aus. Wir können aber nicht versprechen, dass die Azubis danach übernommen werden“ sagt Elisabeth Kohl, Abteilungsleiterin für Personalangelegenheiten. Es gebe nämlich neben der Befristung der Stellen noch eine Hürde: Selbst wenn ein Mitarbeiter ein Jahr bei der Stadt gearbeitet hat und ein anderer in den Ruhestand geht, darf diese Stelle zwölf Monate lang nicht wiederbesetzt werden.

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