Auf diese beiden schaut bei der Bundestagswahl das ganze Land

Der Wahlkreis 105 — Mettmann II — gilt am 22. September als Trendsetter für den Ausgang der Wahl.

Mettmann. Für das Nachrichten-Magazin „Der Spiegel“ ist der Wahlkreis 105 ein echter „Wackelkandidat“. Hinter der 105 verbirgt sich Mettmann II. Er beinhaltet die Städte Ratingen, Velbert, Heiligenhaus und Wülfrath. Und in der Tat dürfte der Wahlausgang um das direkte Ticket in den Bundestag knapp ausfallen. Die beiden Protagonisten, die die besten Chancen haben, den Wahlkreis zu gewinnen, geben sich zuversichtlich. Siegessicher sind jedoch weder Kerstin Griese (SPD) noch Peter Beyer (CDU).

3,2 Prozent Punkte Vorsprung hatte Beyer 2009 vor Griese — und zog so erstmals in den Bundestag ein. Zuletzt hatte die Union Mettmann II in den 1990-er Jahren holen können, dann dominierten die Genossinnen Regina Schmidt-Zadel und Kerstin Griese. Über die Landesliste rückte diese dann 2010 doch wieder in den Bundestag nach.

„Ich will den Wahlkreis zurückerobern“, sagt sie — und fährt dafür groß auf. Nicht nur mit einem Kampagnenbus (inklusive Griese-Großportrait), sondern vor allem auch mit prominenten Unterstützern.

Zuletzt war Ex-Parteichef Müntefering im Wahlkreis, mit Generalsekretärin Andrea Nahles, Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft folgen noch bis zum Wahltag politische Schwergewichte. Beyer hingegen kündigt keine Promi-Visiten an. „Da ist nichts geplant.“

„Diesen Wahlkreis gewinnst du nicht grandios“, sagt Beyer. Es werde eng. „Zwar bezeichnen viele den 105er als Trendwahlkreis, und der Trend spricht für die CDU. Aber ich verlasse mich nicht darauf.“ Ihn zieht es auf die Straße. „Ich bin in allen Städten ständig unterwegs, lasse mich an den Infoständen sehen, suche das Gespräch“, sagt Beyer — ein klassischer „Kugelschreiber—Wahlkampf“ ist das, weil dort Schreibwerkzeug verteilt wird.

Griese weiß, „dass in Umfragen die CDU im Wahlkreis knapp vorne liegt“. Mit viel Präsenz und noch mehr Aktionen will sie diese Lücke schließen und darf auf grüne Unterstützung hoffen. Griese führt „Wohnzimmer-Gespräche“ („Ich bringe den Kuchen mit“), startet im Internet die Aktion „A bis Z“ — um Ziele und Persönliches zu präsentieren — und hofft, „dass es im Wahlkampf endlich um Themen geht“.

U„Das ist für mich echt auch motivierend“, sagt Beyer über sein „Junges Team“. In orangefarbenen Shirts wirbt der Unions-Nachwuchs für Beyer. Rot ist die Farbe des Jugend-Teams von Griese, die die Kreativität der jungen Leute lobt. „Die lassen sich echt was einfallen.“

Immer wichtiger werden für beide die sozialen Netzwerke im Internet — wie Facebook. Beyer zählt dort 3125 „Gefällt mir“-Klicks, Griese hat 4068 Freunde. Beyer wandert mit Alt-Bürgermeister Heinz Schemken — ein Fall für Facebook; Griese steht vor der Kamera — die Netzgemeinde erlebt es mit.

Und „Giveaways“ fehlen im Wahlkampf auch nicht. Kurios: Beyer verteilt Traubenzucker — mit Beyer-Karikatur auf der Verpackung. „Die hat meine Mitarbeiterin Melanie Meyer gezeichnet“, sagt er. An Griese-Ständen ein Renner: die kleine rote SPD-Badeente, „über die wir mit Eltern ins Gespräch kommen“, sagt Griese.

Was den 105er zu speziell macht? In der Bewertung unterscheiden sich die Abgeordneten/Kandidaten nicht: Auf der einen Seite das große, Düsseldorf-orientierte Ratingen, auf der anderen das von Industrie und Gewerbe geprägte Niederberg. „Das ist nicht homogen“, sagt Beyer. „Das sind kräftige Gegensätze“, sagt Griese.

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