Petersik und Kuger auf Streife

Die zwei Bezirksbeamten kümmern sich um unbezahlte Knöllchen und Beschwerden von Anwohnern.

Langenfeld. Es gibt Dinge, ohne die verlässt Gernod Petersik niemals die Wache. Mütze und Aktentasche zum Beispiel. Er ist der neue Bezirksbeamte für den Bereich Langenfeld-Mitte und für die Bürger das Gesicht der Polizei. Wenn der 49-Jährige über den Marktplatz geht, dann in erster Linie, „um den Leuten ein Sicherheitsgefühl zu vermitteln“ und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Präsenzstreife lautet diese Aufgabe im Jargon der Ordnungshüter.

An diesem Morgen beginnt der Arbeitstag von Gernod Petersik und seinem Kollegen Diethelm Kuger, dem Bezirksbeamten für Richrath, nicht mit einem Plausch am Käsestand, sondern mit einem Stapel Papier. Zusammengetackert liegen die einzelnen Vorgänge auf dem dunkelbraunen Tisch im Aufenthaltsraum der Polizeiwache an der Solinger Straße. Haftbefehl, Wohnortermittlungen, Opfernachsorge, die Beschwerde eines Anwohners über rasende Autos vor seiner Haustür. Auch das zählt zu den Aufgaben der Beamten. Die werden allerdings nicht zu Fuß, sondern mit dem Streifenwagen abgearbeitet. „Jeden Tag kriegen wir so einen Stapel. Wir erledigen das dann so schnell wie möglich“, sagt Petersik. Das mag er so an seinem Job. Kein Tag ist wie der andere.

Erstes Ziel: Ein Mehrfamilienhaus an der Richrather Straße. Ein Mann hat sein Knöllchen vom April 2010 in Höhe von 30 Euro nicht bezahlt. Mittlerweile hat sich die Summe auf rund 80 Euro gesteigert. Ein Erzwingungshaftbefehl wurde ausgestellt. Die Optionen für den Verkehrssünder sind einfach: Gefängnis oder Geld.

Kurz nach dem Klingeln, summt der Türöffner, die Beamten betreten einen gelb gestrichenen Flur. Von oben ist Hundebellen zu hören. Was die beiden erwartet, wissen sie nicht. In der Tür steht eine Frau und hält den kleinen Mischling zurück. „Der tut nichts, ist ganz lieb.“

Freundlich begrüßt sie den unerwarteten Besuch und bittet die beiden Männer hinein. Im Wohnzimmer sitzt der gesuchte Mann auf dem Sofa, im Hintergrund läuft der Fernseher. Freundlich erklärt Petersik die Situation. „Dann zahle ich das jetzt“, sagt die Frau. Der Mann ist überrascht und wirkt dennoch ruhig. „Eigentlich hatte ich doch alle bezahlt. Dann habe ich das wohl vergessen“, sagt der Mann in den Dreißigern. Die Frau überreicht den Polizisten das Geld. „Tja, wenn man nicht Autofahren kann, sollte man es lassen“, sagt sie und zwinkert ihrem Mann zu. „So entspannt ist es nicht immer“, sagen die Beamten, nachdem sie wieder auf der Straße sind. Häufig sei die Stimmung aggressiver, besonders dann, wenn die Leute kein Geld haben, um die ausstehende Summe zu begleichen.

Wenig später geht es in die Talstraße. Dort hat sich ein Anwohner beschwert, dass in der 30er-Zone gerast werde. Ein Navi brauchen die beiden nicht. „Wir kennen jede Straße. Es ist ja auch meine Heimatstadt“, sagt Petersik. Im Hintergrund knackt das Funkgerät. Langsam fährt Diethelm Kuger die Straße ab, hält auf dem Seitenstreifen.

Dann eilt ein Mann auf das Polizeiauto zu. „Das ist ja lieb und nett, dass sie mal vorbeikommen“, sagt Rudolf Kaspari. „Das ist ja unsere Aufgabe“, entgegnet Petersik. Er lässt sich das Problem erklären. „Wir werden demnächst mal Testmessungen machen. Aber jeden Tag können wir hier natürlich nicht stehen“, sagt Petersik. Rudolf Kaspari ist zufrieden. Nachdem er sich verabschiedet hat, geht er zu zwei Nachbarn, die aus einigen Metern Entfernung das Geschehen aufmerksam verfolgt haben.Das gehört dazu. Wo immer die Beamten in Uniform auftauchen, werden Gardinen zur Seite geschoben. „Wir müssen uns als Bezirksbeamten einen Bekanntheitsgrad erarbeiten“, sagt Gernod Petersik.

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