Sparkasse: Online-Banking geht offline

Die Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert will die Sicherheit erhöhen. Eine Kundin ist von einem Pilotversuch allerdings wenig begeistert.

Kreis Mettmann/Ratingen. „Ich bin drin“, frohlockte einst Tennis-Idol Boris Becker, als er im Handumdrehen ins Internet kam. „Ich bin raus“, ärgert sich seit dem Wochenende Mirjam Schilten (Name von der Redaktion geändert) aus Ratingen-Lintorf: Ihr Online-Konto bei der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert ist blockiert.

Nach der Eingabe ihrer Zugangsdaten wird sie aufgefordert, „den Chip-Tan-Generator zu synchronisieren“, weil sie einen Antrag auf Umstellung gestellt habe. Dabei hat Schilten weder einen Antrag gestellt noch einen Generator gekauft. Doch ohne den geht auf der Startseite nichts mehr: weder Umsatz- noch Kontostandsabfrage, keine Online-Änderung, von Überweisungen ganz zu schweigen.

Bislang hatte Schilten ihre Bankgeschäfte ohne Probleme am heimischen Computer abgewickelt. Bei Überweisungen musste sie neben ihrem Passwort auch eine sogenannte Transaktionsnummer (iTan) eingeben. Dafür hatte ihr die Bank eine Liste mit zahlreichen Tans zugeschickt, von denen für jedes Bankgeschäft eine bestimmte ausgewählt werden musste.

Nachdem sich die Angriffe von Kriminellen auf diese Art des Online-Bankings gehäuft haben, stellt die Sparkasse auf sicherere Verfahren um: Statt von der Tan-Liste soll es die Nummer entweder direkt von der Bank per SMS aufs Handy geben, oder der oben erwähnte Generator erzeugt sie selbst, wenn er vor Schwarz-Weiß-Flächen auf dem Computerbildschirm gehalten wird.

Wegen der größeren Sicherheit will die Sparkasse bis spätestens 30. Juni die Tan-Listen abschaffen und durch die beiden anderen Verfahren (SMS-Tan und Chip-Tan) ersetzen.

Damit die Umstellung reibungslos klappt, hat die Sparkasse HRV in den Ratinger Stadtteilen Lintorf, Breitscheid und Hösel einen Pilotversuch gestartet und eine Zwangsumstellung durchgeführt.

„Wir haben im Februar die betroffenen Kunden per Post angeschrieben und auch über die Ausdrucke der Kontoauszüge darüber informiert, dass zum 28. März die Tan-Listen nicht mehr verwendet werden können“, erklärt Oliver Radulovic vom Vorstandsstab der Sparkasse.

Zudem habe es für die Tan-Listen-Nutzer auf deren Computern einen Hinweis gegeben, dass deren Tans ungültig werden. „Aus technischen Gründen ist der Hinweis allerdings etwas zu klein geraten“, räumt Radulovic ein.

Mit dieser vorgezogenen Umstellung sollten Schwachstellen gefunden werden, damit es bei der „großen“ Neuerung Ende Juni keine Probleme gebe. Zum 30. März sei dann „alles scharf geschaltet worden“. Wer sich bis dahin nicht bei der Sparkasse gemeldet und für eines der beiden neuen Tan-Verfahren entschieden hat, für den fällt die Sparkasse die Entscheidung und stellte das Online-Banking auf Tan-Generator um.

Dass der Hinweis am Computer zu klein geraten sei, kann Schilten bestätigen: Sie hat ihn überhaupt nicht wahrgenommen. Das Gleiche gilt für das Schreiben der Sparkasse — möglicherweise ging es als „Werbung“ ins Altpapier.

Radulovic sieht dies als „Einzelfall“ an. „Wir haben insgesamt nur sehr wenig Rückfragen bekommen und gehen deshalb davon aus, dass die Zwangsumstellung gut funktioniert hat.“ Er rechne daher für den großen Wechsel Ende Juni nicht mehr mit Schwierigkeiten.

Rund 25 000 Online-Kunden hat die Sparkasse in den drei Städten Hilden, Ratingen und Velbert. Wie viele davon noch die Tan-Listen nutzen, konnte Radulovic nicht sagen. „Mehr als die Hälfte ist aber schon umgestellt auf die neuen, sicheren Tan-Verfahren.“

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