Serie: Bergbau im Kreis Mettmann - Förderschacht unter dem Rasen

Verschüttet und verborgen gibt es noch Zeugnisse der Bergbau-Aktivitäten. Bäche verraten den Erzgehalt im Boden.

Kreis Mettmann. Zwar war die Erzgrube am Bleiberg die wohl bedeutendste und am längsten genutzte im Raum Velbert, doch gibt es heute gerade von dieser Abbaustätte- im Gegensatz etwa zum nur wenige Jahre betriebenen Clemensstollen nahe Schloss Hardenberg - praktisch keine sichtbaren Zeugnisse mehr.

Erstmals am Ende des 15.Jahrhunderts urkundlich erwähnt, wurde rund um das Gelände des heutigen Diakonissen-Mutterhauses Bleibergquelle - mit Unterbrechungen unter anderem durch den Dreißigjährigen Krieg - nach Bleierzen geschürft, bis 1772 ein Wassereinbruch in die Grube der Förderung zunächst ein Ende setzte.

Es war der Industriepionier Friedrich Harkort, der 1844 die Genehmigung beantragte, erneut Bergbau am Bleiberg betreiben zu dürfen. 13 Jahre später nahm die nun "Prinz Wilhelm" genannte Grube die Förderung auf. Dazu wurde nahe der heutigen Langenberger Straße ein Schacht abgeteuft, der im Laufe der folgenden Jahre eine Tiefe von 300 Meter erreichte.

1900 mußte der Betrieb jedoch wieder eingestellt werden, nicht zuletzt, weil der Schachtquerschnitt viel zu klein war, um modernere Pumpen einzubringen. So soff der Schacht mit Ende der Förderung ab, blieb aber, lediglich provisorisch gesichert, offen.

Erst vor rund vierzig Jahren sei das Loch mit über hundert Kubikmeter Beton versiegelt worden, kann sich Anwohner Walter Höffmann noch erinnern. Im Garten eines Wohnhauses und tief unter dem Rasen mit einer Betonplatte versiegelt, deutet nichts mehr auf das einstige Bergwerk hin.

Mit Hilfe eines kundigen Begleiters lassen sich aber zumindest in der nahen Umgebung zwei Stellen ausfindig machen, die die vergangene Erzförderung erahnen lassen: Arnd Rademacher ist am Bleiberg aufgewachsen und kennt den Weg zu einer kreisrunden, tiefen Grube von rund fünf Meter Durchmesser abseits der Straße.

In dieser Senke verschwand alles, was hineingeworfen wurde, mit der Zeit im Untergrund, erinnert sich der 42-Jährige. Den Aufzeichnungen des Bergamtes zufolge könnte sich über dieser Pinge ein 20 Meter tiefer Fahrschacht befunden haben.

Eine ähnliche Stelle findet sich im nahen Wäldchen, hier soll ein Lichtschacht der Zeche gestanden haben. Bestätigt werden die Angaben durch Harald Flohr. Der Leiter des Servicebüros der Diakonie hat eine Karte in seinen Unterlagen, auf der ein alter Stollen eingezeichnet ist.

Er führt mehrere hundert Meter weit von Haus Bergesruh zunächst längs der Bleibergstraße und dann bis zum ehemaligen Förderschacht an der Langenberger Straße.

Vom Mundloch des Bergwerks ist indessen nichts mehr zu erkennen, es ist mit einem Wassersammelbecken überbaut: "Das Mutterhaus hat noch bis in die siebziger Jahre Wasser aus dem Stollen bezogen", weiß Flohr.

Apropos Wasser: In dem Taleinschnitt über dem Stollen verläuft die Bleibergbeeke, ein kleiner Bach, an dessen Ufer es an manchen Stellen blinkt und glitzert: Winzige gelbliche, kristalline Einschlüsse im Gestein deuten den Erzgehalt des Bodens an. Nicht weit entfernt findet sich im Birkental doch noch ein Relikt des Erzabbaus am Bleiberg.

Ein Stollen nahe der ehemaligen Gaststätte "Minna Kern" soll zur ehemaligen Prinz-Wilhelm-Grube gehören. Den Aufzeichnungen zufolge reicht der teilweise mit Wasser gefüllte Felsengang, dessen Mundloch mit einem Gitter gesichert ist, noch rund 30 Meter weit in den Berg und ist dann eingestürzt.

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