Sanierung: Altlast wird herausgespült

Mit einem neuen Verfahren wird im Langenfelder Stadtteil Wiescheid verunreinigte Erde unter der ehemaligen Knochenmühle saniert. Mitte September soll das 1,3-Millionen-Projekt abgeschlossen sein.

Kreis Mettmann/Langenfeld. Langsam, kaum sichtbar senkt sich die Bohrkrone in den Untergrund. Mit einem Druck von 400 bar schneidet das Bohrwerk eine 1,5 Meter schmale Scheibe aus dem Boden. Das so abgetragene Erdreich wird aus dem Bohrloch gespült und gleichzeitig durch eine Zement-Wasser-Suspension ersetzt.

Im Langenfelder Stadtteil Wiescheid wird diese Technik zu einer ungewöhnlichen Vergangenheitsbewältigung eingesetzt. Über dem raupenartigen Bohrgerät wölbt sich die Halle der ehemaligen Knochenmühle. Bis vor einem guten Vierteljahrhundert wurde hier durch den Einsatz von leichtflüchtigen halogenierten Kohlenwasserstoffen (LHKW) Fett aus Knochen und Schlachtabfällen extrahiert.

Damals ging man recht sorglos mit dem wassergefährdenden Stoff um, man wusste es nicht besser. So drang der Stoff im Laufe der Jahre durch die Betonböden, lagerte sich schwerpunktmäßig in einer Tiefe von drei Metern im Erdreich ab und führte zu erheblichen Grundwasserverunreinigungen, berichtet Thomas Dinkelmann vom Kreisumweltamt.

Messungen ergaben, dass nur der Boden direkt unter der Halle sowie eine kleine Außenfläche betroffen sind. Durch eine extrem geringe Grundwasserströmung blieb die Verunreinigung zudem örtlich sehr begrenzt.

Es gab nicht viele Möglichkeiten, die Verunreinigung zu beseitigen, erläutert Gutachter Dietmar Lorenz. Ein Ausheben des Bodens fiel aus, weil man die darüberstehende Halle hätte abreißen müssen.

So kam das eigentlich für ganz andere Zwecke konzipierte Düsenstrahlverfahren zum Einsatz: In Hamburg wurde damit bereits eine Phenolverunreinigung beseitigt, so Lorenz, die LHKW-Sanierung in Langenfeld ist indessen eine Premiere.

Das konventionelle Verfahren, bei dem der Schadstoff ähnlich wie bei einem Staubsauger aus dem Boden gesaugt wird, hätte zehn bis 15 Jahre gedauert und gewaltige Kosten allein an Energie verursacht.

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