Regiobahn: Als Privatbahn auf Erfolgskurs

Vor 20 Jahren wurde die Regiobahn- Gesellschaft gegründet. Denn die Deutsche Bahn wollte die Strecke nach Düsseldorf stilllegen.

Kreis Mettmann. Stress in der Rush-Hour? Mitnichten. Auf dem Regiobahn-Bahnhof Mettmann-Stadtwald ist es auch morgens im Berufsverkehr entspannt. Eine Frau hat es sich auf einer Bank bequem gemacht, Kopfhörer im Ohr, die Augen geschlossen. Ein junger Mann blickt auf sein iPad.

Die Regiobahn Richtung Kaarster See soll in vier Minuten eintreffen. Sie wird pünktlich sein. „Das ist sie fast immer“, sagt Phillip Friemel aus Mettmann. Er gehört zu den Stammpassagieren, „seit Jahren“. In diesem Jahr wird die Regiobahn 20 Jahre alt.

Und das wurde Mittwoch in den Räumen der Betriebsgesellschaft — der Regiobahn GmbH — gefeiert. Dass täglich im 20-Minuten-Takt die Menschen von Mettmann nach Kaarst gefahren werden und umgekehrt, ist ein Glücksfall. Denn eigentlich wollte die Deutsche Bahn die Strecke in den 1980er-Jahren stilllegen. „Deshalb wurde auch nicht mehr in die Erneuerung der Gleise oder Bahnhöfe investiert“, erinnert sich Christian Will, Aufsichtsratsvorsitzender der Regiobahn GmbH, der die Anfänge der neuen Gesellschaft miterlebt hat.

Die Menschen in Kaarst und im Kreis Mettmann wollten die Stilllegung nicht hinnehmen. Bürgerinitiativen gründeten sich. Allen voran kämpfte der Holzbüttgener Paul Bohl für den Erhalt der Strecke. Die Proteste zeigten Wirkung: Eine Machbarkeitsstudie für eine neue Bahnstrecke wurde in Auftrag gegeben. Das Land stellte später 103 Millionen Euro für den Bau zur Verfügung. 1992 wurde die Gesellschaft gegründet, an der die Stadt Neuss, der Rhein-Kreis Neuss, Kaarst, der Kreis Mettmann und Düsseldorf beteiligt sind. Doch bis die erste Regiobahn fuhr, dauerte es noch bis 1999. Damals rollten die Bahnen noch im Stundentakt. Aber schnell zeigte sich, dass der Bedarf größer ist.

Friemel hat schon die DB-Strecke genutzt, bevor die Regiobahn mit ihren Fahrzeugen in Betrieb gegangen ist. „Das ist jetzt viel bequemer“, sagt er. Die Plätze seien großzügiger, Bahnhöfe sauberer. Auch Sandra Jäger (Mettmann) gibt der Regiobahn mit ihren „Talent“-Zügen gute Noten. „Ich finde sie komfortabel.“

Die Bahn trifft ein. Robert Maletz steigt am Stadtwald aus. Hat er kein Dienstauto zur Verfügung, nutzt er die Regiobahn, um von Düsseldorf an seinen Arbeitsplatz im Mettmanner Gewerbegebiet Bollenhöhe zu kommen. Was er von 20 Jahren Regiobahn halte? „Finde ich cool.“

Barbara Serafini betreibt am Stadtwald seit drei Monaten eine Kaffeebude. Ein Heißgetränk, belegte Brötchen oder auch eine Bratwurst — „die Nachfrage ist gut, mal mehr, mal weniger“, sagt sie. Sie persönlich warte darauf, dass die Regiobahn in Richtung Wuppertal verlängert werde.

Doch gerade bei diesem Thema hatten Mittwoch die Verantwortlichen wie auch Landrat Thomas Hendele schlechte Nachrichten: „Wir brauchen eine Entscheidung des Landes, damit die Finanzierung von 44 Millionen Euro gesichert ist“, sagt Hendele.

So hoch sind die Investitionskosten für den Bau der neuen Trasse. Die sechs Millionen Euro Betriebskosten im Jahr könnten Regiobahn selbst und der VRR tragen. Hendele, Düsseldorfs Oberbürgermeister Dirk Elbers wie auch der Landrat des Rhein-Kreis Neuss, Hans-Jürgen Petrauschke, haben im Oktober einen Brief an das Verkehrsministerium geschrieben. Hendele: „Eine Antwort haben wir aber bis heute nicht bekommen.“

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