Zensus: Der Stadt fehlen 4051 Bürger

Nach einer aktuellen Statistik liegt die Einwohnerzahl jetzt unter 90 000. Das hat auch Folgen für die Stadtfinanzen.

Ratingen. Aus der Traum von 90 000 Einwohnern. Die Auswertung der Volksbefragung (Zensus) vom Mai 2011 hat ergeben, dass der Stadt 4051 Menschen fehlen. Zum Stichtag gab es exakt 86 967 Einwohner — viereinhalb Prozent weniger als bei der bisher verbreiteten Zahl. Und das neueste statistische Jahrbuch der Stadt sorgt für weiteren Zahlenwirrwarr: Dort wird mal die Einwohnerzahl Ende 2012 mit 90 982, mal mit 91 874 angegeben — je nach, ob das Melderegister der Stadt oder das Landesamt für Statistik als Quelle dient.

„Wir müssen noch klären, woher dieser große Unterschied kommt“, sagt Gabriele Labes von der städtischen Statistikstelle, die aber die Zensus-Zahlen nicht infrage stellen wollte. Seit der großen Volkszählung im Jahr 1987 habe es keinen Datenabgleich mehr gegeben. Sie glaubt aber nicht, dass es sich bei den überzähligen Personen nur um „Karteileichen“ handeln könnte, also Leute, die Ratingen verlassen haben, ohne sich abzumelden.

Das erkläre aber auch nicht die großen Differenzen beim Ausländeranteil: Das Melderegister weist 8571 Personen mit nichtdeutschem Pass aus, beim Zensus wurden nur 6720 errechnet. Welche Auswirkungen hat nun die Korrektur der Einwohnerzahl um mehr als 4000 nach unten? Sie wird auf jeden Fall finanzielle Folgen haben.

„Genaues wissen wir noch nicht, dafür ist es noch zu früh“, sagt Stadtkämmerer Martin Gentzsch. Für 2013 stehe nichts zu befürchten, die Zensus-Zahlen würden erst 2014 wirksam. Da Ratingen als steuerstarke Stadt sowieso keine Schlüsselzuweisungen des Landes bekommt, ändere sich in diesem Bereich gar nichts — eventuell habe es Auswirkungen über die Kreisumlage.

Bei Sport-, Schul- und allgemeiner Investitionspauschale, die bevölkerungsabhängig sind, könne sich die geringere Einwohnerzahl bemerkbar machen. Gentzsch schätzt die Größenordnung auf „maximal 100 000 Euro“.

Schuldezernent Rolf Steuwe sieht keinen Grund, sich angesichts der gesunkenen Zahlen Sorgen zu machen oder umzuplanen. Gerade im Kinderbereich hätte die Stadt „verlässliche Daten“ und wenig Grauzone. „Kinder, die hier geboren sind, werden auch gemeldet.“

Es gebe auch keinen Grund, bei der Kindergarten-, Schul- oder Sportstättenplanung jetzt umzusteuern. Wenn man den Zensus-Schwund prozentual auf die jährlich rund 800 neue Schulkinder herunterrechne, komme man auf eine Zahl von etwa 30 Kindern. Steuwe: „Dafür müssen keine Planungen überarbeitet werden.“

Für die Stadtplaner ist es künftig umso wichtiger, Baugebiete auszuweisen, um die Einwohnerzahl zu stabilisieren. Ob die 90 000er-Marke wieder erreicht werden kann, ist fraglich. Dennoch zählt jeder Einwohner. Denn mit den Menschen gehen auch Kaufkraft und Einkommenssteueranteile verloren.

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