Wo sollen die Hauptschüler hin?

Keine neue Gesamtschule, keine Sekundarschule — aber was dann? Die Diskussion um die Schulen in der Stadt dauert an.

Wo sollen die Hauptschüler hin?
Foto: Achim Blazy

Ratingen. Die Elsa-Brandström-Schule als letzte Ratinger Hauptschule schloss vor einem Jahr. Die Anmeldezahlen gaben den Betrieb nicht mehr her. Nun steckt die Stadt in einem Dilemma: Eine Hauptschule wird trotzdem gebraucht. Vor allem für Schüler ab Klasse sieben, die nach der Erprobungsstufe die Realschule verlassen müssen — zum laufenden Schuljahr waren dies nach Angaben des Schulamts 17 Jungen und Mädchen. Die Verwaltung rechnet damit, dass es auch zum Schuljahr 2018/2019 nach Durchlaufen der Erprobungsstufe erneut zahlreiche Schulformwechsler mit Empfehlung für einen Hauptschulbesuch geben wird.

Vom Tisch ist ein Vorschlag der Bürger Union: Sie setzte sich im Schulausschuss für eine Hauptschule in Trägerschaft des Kreises ein — möglicherweise am Standort Ratingen. Die übrigen Ratsfraktionen lehnen das ab. Die CDU favorisiert nach Worten ihrer schulpolitischen Sprecherin, Margret Paprotta, eine Lösung, die es Schülern aller Schulformen ermöglicht, bis zum Abschluss eine Ratinger Schule zu besuchen. Dahinter tut sich ein grundlegendes Problem auf, das der Schulentwicklungsplan lösen soll. Die Situation ist kompliziert: Die Kapazität der Martin-Luther-King-Gesamtschule ist ausgeschöpft, dort können nicht mehr alle Schulformwechsler und Seiteneinsteiger untergebracht werden.

Rolf Steuwe, Schuldezernent

Die Gesamtschule richtet schon jetzt regelmäßig eine weitere Parallelklasse im siebten Jahrgang ein, um insbesondere auch solche Schüler aufzunehmen, die nach der Erprobungsstufe (Klassen fünf und sechs) eine Hauptschulempfehlung bekommen haben. Zudem hat die Gesamtschule bereits durch die zusätzlichen Unterricht für Inklusions- und Flüchtlingskinder weitere Herausforderungen zu schultern.

Auch die Schulen in den umliegenden Städten sind „voll“, haben kaum Möglichkeiten, Kinder von auswärts aufzunehmen. Vor diesem Hintergrund hat die Verwaltung beim Schreiben des aktuellen Schulentwicklungsplans Varianten erarbeitet. Sie haben das Ziel, den Schulformwechslern ab Klasse sieben einen Hauptschulbildungsgang innerhalb der Stadtgrenzen anzubieten. Die Errichtung einer Sekundarschule oder einer weiteren Gesamtschule wird ausdrücklich nicht vorgeschlagen, zumal dann eine der jetzt vorhandenen Schulen geschlossen werden müsste.

Der Standpunkt der Verwaltung stattdessen: „Für die Einrichtung eines zusätzlichen Hauptschulzweigs eignen sich grundsätzlich beide Realschulen. Die Friedrich-Ebert-Schule in Mitte hat die räumlichen Kapazitäten, da sie zweizügig geführt wird, jedoch dreizügig konzipiert wurde. Das heißt: Es stehen — auch bei erforderlichen Differenzierungsmaßnahmen — ausreichend Klassen- und Fachräume zur Verfügung, um einen Hauptschulbildungsgang für Schulformwechsler ab Klasse 7 einzurichten. An der Käthe-Kollwitz-Schule müssten zusätzliche Räume eingeplant werden.“

Dagegen laufen Eltern der Friedrich-Ebert-Schule seit geraumer Zeit Sturm. Sie überreichten Schuldezernent Rolf Steuwe eine Unterschriftenliste mit 650 Unterschriften. Die Bürger Union favorisierte folgende Variante: Wenn schon ein Hauptschulzweig an den Realschulen, dann muss es dort eigene Klassen für die Ex-Hauptschüler geben („äußere Differenzierung“).

Die Koordinierung künftiger Schülerströme wird das Schulamt nach eigener Auskunft unterstützend begleiten. „Unser Ziel muss es in Ratingen aber sein, den Schulformwechseln künftig einen Hauptschulbildungsgang ab Klasse 7 im Stadtgebiet anbieten zu können“, sagt Schuldezernent Rolf Steuwe.

„Ratinger Kinder sollen in Ratingen zur Schule gehen und dort einen guten Schulabschluss erreichen können.“

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