TuS Breitscheid: Der Zweck heiligt den Lauf

100 Kilometer in 24 Stunden laufen — das geht nicht? Doch, Ultraläufer bewiesen das in Breitscheid am Wochenende. Und die Helen-Keller Schule profitiert davon.

Breitscheid. 12.000 Kilometer geteilt durch jede Menge Läufer mal ein kleines Startgeld gleich mindestens 5000 Euro für die Helen-Keller-Schule. Auf diese einfache Formel lässt sich der 24-Stunden-Lauf bringen, den der TuS Breitscheid am vergangenen Wochenende zum siebten Mal veranstaltete.

Die Helen-Keller-Schule, Förderschule für geistige Entwicklung, ermöglicht mit dem Geld ihren Schülern die Teilnahme an den Special Olympics. Außerdem soll eine Nestschaukel den Schulhof bereichern.

Und weil das Fest ihnen zugute kommt, waren auch Schüler der Helen-Keller-Schule beim Lauf dabei. Und wer nicht laufen konnte, der war mit seinem Rollstuhl oder einem Kettcar an den Start.

Das Prinzip ist einfach: Wer einige Runden mitläuft, zahlt zehn Euro Startgeld, wer die vollen 24 Stunden dabei ist, zahlt 35 Euro. Tagsüber markieren neongelbe Wegweiser den fünf Kilometer langen Rundkurs, nachts helfen die Glühwürmchen. Der Wettbewerbscharakter rückt dabei in den Hintergrund: „Wir führen keine Ranglisten und machen auch keine Siegerehrung“, stellt Pressesprecher Peter Tack klar. „Hier zählt das Miteinander.“ Deshalb konnte am Samstag während des Laufs auch noch nicht beziffert werden, wie viele Läufer letztlich mitgemacht haben.

Im Jahr 2006 entstand im TuS Breitscheid die Idee, mit einer Sportveranstaltung etwas Gutes zu tun. Die Helen-Keller-Schule hatte soeben das Prädikat „Be-wegungsfreudige Schule“ des Landes Nordrhein-Westfalen erhalten und so war ein würdiger Geldempfänger schnell gefunden.

Die Idee sprach sich in Breitscheid schnell herum: Mittlerweile liefert ein ortsansässiger Supermarkt die Frühstückszutaten, ein Markthändler stiftet das Obst und ein Getränkehändler verzichtet auf die Einnahmen für 77 Kisten Wasser, damit die Sportler versorgt sind.

Auch außerhalb Ratingens wurde der 24-Stunden-Lauf schnell zur festen Größe, etwa als Trainingseinheit für Extremsportler: Die Düsseldorferin Bettina Mecking nutzt die Aktion in Ratingen, um sich auf den Mauerweglauf vorzubereiten — 160 Kilometer rund um das ehemalige West-Berlin. Sie lobt die Herzlichkeit der Ratinger Veranstaltung und „das großartige Miteinander von Behinderten und Nichtbehinderten“. Die Organisatoren sprechen gerne von „gelebter Inklusion“. „Was politisch gerade heiß diskutiert wird, ist bei uns seit sieben Jahren Realität“, sagt Sprecher Peter Tack.

Zum ersten Mal war auch der Duisburger Ralf Hansen dabei — er wollte unbedingt 100 Kilometer in den 24 Stunden laufen. So lautete sein Ziel.

Von Freitag, 18 Uhr, bis Samstag, 14 Uhr, hatte er schon 90 Kilometer geschafft. Für die letzten, schweren Runden hatte er einen Freund als Motivator mitgebracht. „Kai, wo ist meine Sänfte?“, fragte er ihn, das aber mehr mit einem Augenzwinkern. Und schon war Hansen wieder fluchs auf den Beinen.

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