Tierfriedhof: Eine tierische Ruhestätte

In Mettmann können Tiere — vom Hund bis zum Goldhamster — bestattet werden. 340 Halter haben das Angebot bereits genutzt.

Ratingen. Der Arzt hat die einschläfernde Spritze gesetzt, das Tier stirbt. Später, die Halter sind schon längst zu Hause, endet der Kadaver des Hundes oder der Katze in einer Tierverwertungsanlage. Dort landet das zu Lebzeiten geliebte Tier mit hunderten anderen toten Hunden und Katzen und Teilen von Pferden, Schweinen und Rindern sowie Schlachtabfällen in der Verbrennung.

Im Amtsdeutsch klingt das dann so: „Das Tierkörperbeseitigungsgesetz schreibt vor, dass Tierkörper, Tierkörperteile und Erzeugnisse so zu beseitigen sind, dass die Gesundheit von Mensch und Tier, die Verunreinigung von Gewässern, Boden und Futtermitteln sowie schädliche Einwirkungen auf die Umwelt nicht entstehen und die öffentliche Sicherheit und Ordnung nicht gefährdet oder gestört wird.

Um dies sicherzustellen, werden diese gefährlichen Stoffe in Tierkörperbeseitigungsanstalten gesammelt. Alle anfallenden Stoffe werden dort zerkleinert und bei drei Bar für 20 Minuten auf 130 Grad erhitzt“, schreibt das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW.

Einen anderen Weg wählte Frank Thiel für seinen verstorbenen „Amor“, einen West Highland White Terrier. Nach dessen Tod am 23. Juli vergangenen Jahres hat Thiel seinen „Schatz“, wie er ihn auch heute noch nennt, auf dem Tierfriedhof Sonnenblume in Mettmann beerdigt — dem einzigen im Kreis Mettmann.

„Das war ganz klar, dass mein Hund nicht beim Tierarzt bleibt und dann irgendwo landet. Ich wollte eine würdevolle Beerdigung für ihn“, sagt der 50-jährige Mann aus Haan. Und er habe sich auch bewusst gegen eine anonyme Bestattung entschieden. „Mein Hund hat auch nicht anonym gelebt, sondern war ein ständiger Begleiter in meinem Leben.“

Jeden Tag hätten er und „Amor“ Stunde um Stunde zusammen verbracht. „Eine Liebe“ sei dadurch entstanden, „die der Tod nicht zerstören kann“. Einmal in der Woche besucht er das Grab seines Lieblings. Meistens samstags. Dann macht er den Grabstein sauber, entfernt verwelkte Blumen und erinnert sich an die Tage, als „Amor“ noch lebte. „Das ist nicht immer einfach für mich. Auch heute, ein gutes halbes Jahr nach seinem Tod, muss ich manchmal noch weinen“, sagt Thiel, von Beruf Psychologe.

Manche seiner Freunde und Nachbarn hätten ihn für „ein wenig verrückt erklärt, und sie haben auch nicht verstanden, warum ich ,Amor’ beerdigt habe. Ich kann nur sagen, dass er nicht einfach eine Sache war, sondern ein Familienmitglied, der 13 Jahre bei mir war“.

Und nicht nur Thiel hängt über den Tod hinaus an seinem Tier. Auf dem Friedhof haben 340 Tiere, darunter auch Katzen, Meerschweinchen, Hasen, Papageien, ihre letzte Ruhe gefunden. Deren Besitzer haben die Gräber teilweise mit Steinen verziert. Auch Kreuze, Engelsfiguren und Grablichter sind zu sehen.

„Die meisten hingen eben sehr an ihren Tieren. Für sie ist das ein herber Verlust“, sagt Meike Königs, die mit ihrem Mann Markus den 3500 Quadratmeter großen Tierfriedhof seit fünf Jahren betreibt. Rund um die Uhr ist das Ehepaar erreichbar. Und sie organisieren alles für die Beerdigung oder Feuerbestattung. „Auch einen Sarg können wir bereitstellen, wenn das ein Tierhalter wünscht. Ein Schreiner aus Velbert fertigt sie an“, sagt sie.

Kommen die Tierhalter zur Beerdigung, können sie in einem Trauerraum Abschied nehmen. „Dort bahren wir sie dann noch einmal auf. Manche nehmen sie dann noch ein letztes Mal in den Arm.“

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