Straßenumbenennung: Das Aus für Stehr und Miegel

Die Straßen der umstrittenen Namensgeber in Homberg werden umbenannt.

Ratingen. Unter das Kapitel Straßenumbenennungen hat der Hauptausschuss am Donnerstagabend einen Schlussstrich gezogen: Die Hermann-Stehr- und die Agnes-Miegel-Straße in Homberg werden umbenannt, die Ina-Seidel-Straße in Lintorf darf ihren Namen behalten (wir berichteten). Damit ist eine seit Wochen tobende Debatte um die wegen ihrer ideologischen Unterstützung der Nazidiktatur kritisierten Namensgeber beendet, die teilweise groteske Züge angenommen und nicht nur wegen ihrer Heftigkeit, sondern auch wegen ihrer Argumente für Empörung gesorgt hatte. Unrühmlicher Höhepunkt war die Sitzung des Bezirksausschusses in Homberg, auf der Pfarrer Michael Füsgen beschimpft und bedroht wurde, weil er die Umbenennung befürwortet hatte.

Angesichts des Widerstands der betroffenen Anwohner taten sich vor allem die beiden bürgerlichen Parteien schwer damit, ihre ursprüngliche Position pro Umbenennung weiter zu vertreten. Das wurde im Hauptausschuss überdeutlich. CDU-Fraktionschef Ewald Vielhaus räumte ein, dass Stehr und Miegel wegen ihrer „kritischen Vergangenheit“ als Namensgeber „nicht würdig“ seien, man aber „nach Abwägung des Bürgerinteresses“ die Schilder belassen sollte. Zugleich könnte die Stehr-Straße nach dem gleichnamigen, aber selbst in seinem Heimatort Uetersen weitgehend unbekannten Künstler benannt werden.

Diesem offensichtlichen „Etikettenschwindel“ wollte sich Alexander von der Groeben (Bürger-Union) nicht anschließen, die Straßennamen aber gleichwohl unangetastet lassen. Dafür sollte es im Internet auf der Homepage der Stadt einen Hinweis geben, „dass wir uns mit der Problematik befasst und sie aufgearbeitet haben.“ Die Straßennamen sollen bleiben, sie seien auch „ein Stück Identität der Anwohner“.

Derlei Winkelzüge brachten wiederum SPD, Grüne, FDP und Ratinger Linke in Rage. „Die Diskussionen gereichen der Stadt wirklich nicht zur Ehre“, kritisierte Hermann Pöhling (Grüne). Das Interesse der Bürger müsse trotz aller Widrigkeiten einer Umbenennung zurücktreten. Joachim Galinke (SPD) bezeichnete die Namenstrickserei mit Hermann Stehr als „unwahrhaftig“ und warf der CDU vor: „Sie haben Angst vor 75 Einwohnern.“ Einen klaren Schlussstrich forderten auch Liberale und Ratinger Linke — „sonst bekommen wir noch „Sympathien von Leuten, die wir gar nicht wollen“, sagte Jürgen Stuers (FDP).

Als sich abzeichnete, dass CDU und BU mit ihrer Gratwanderung nicht ans Ziel kommen konnten, sollte die Entscheidung in den Rat verwiesen werden, was aber keine Mehrheit fand. Auch der Antrag von Karl-Heinz Kaufmann auf geheime Abstimmung wurde abgelehnt. Am Ende war das Ergebnis aber einstimmig.

Wie die Straßen künftig heißen, soll jetzt der Homberger Bezirksausschuss entscheiden.

Bernd R. Wagler, Anwohner der Hermann-Stehr-Straße, war „sprachlos und enttäuscht“, als er durch die WZ von dem Beschluss des Hauptausschusses erfahren hatte. „Wir hatten gute Argumente, die wurden aber nicht gewürdigt.“ Als Mitinhaber einer GmbH werde er wegen der Umbenennung den Firmensitz nach Düsseldorf verlegen. An einer Bürgerinitiaitve habe er kein Interesse. „Das Thema ist für mich jetzt durch.“

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